Refit teil 1
Das slippen lief sehr entspannt ab, die leute kennen ihre bahn. Da es Sa war, blieb ich in der mitte stehen, am Mo räumt man den platz frei. Ein blick über das gelände, teilweise sehr müllig, aber sie räumen auf, jeden tag ein wenig. Ein paar schiffe stehen hier allerdings schon jahre und wohl für die ewigkeit bis zum schweißbrenner.
Das einklarieren hat nur eine stunde gedauert, der knabe von der immigration wunderte sich nur über die zehn tage seit Port Dickson. Nur hatte er keine ahnung, wie weit weg das ist. Ich bekomme als kapitän keinen stempel in den pass. Und auf einem anderen dokument ist auch kein ausreisedatum vermerkt. Somit könnte ich hier sehr lange bleiben, will ich aber nicht.
Tag 1 und 2
Nachdem das schiff nun endgültig steht, habe ich die segel abgeschlagen und vertütet. Mann ist das tuch schwer. Somit ist das deck frei und kann als lager für die teile des innenausbaus verwendet werden.
Angefangen habe ich beim bugschrank, der vollständig zerlegt wurde. Beim bau habe ich nicht mehr auf die modularisierung geachtet. Dann ging es an die vier meter küchenzeile mit dem schrank. Es sollte alles für die ewigkeit sein, diese dauerte sechs bis acht jahre.
Wichtig für alle, die noch bauen, verwendet keine spaxschrauben oder nur v2a. Die dinger rosten sonst im schiff, reißen ab oder der kopf wird rund und lässt sich nicht mehr schrauben. Was sich bewährt hat sind innenvielzahnschrauben. Mit dem richtigen bit lassen sie sich gut heraus schrauben.
Das ganze holz wird an deck gelagert, eine plane drüber, wenn der regen kommt.
Tag 3
Die küche ist vollständig raus, gekocht wird im bug, im rest vom schrank. Eine spüle ist noch nicht vorhanden, solange das waschbecken im bad da ist. Nur ohne fließend wasser ist das alles nur halb brauchbar. Die wasserversorgung ist auch abgeklemmt und der abwasserschlauch hat sich natürlich im schiff entleert. Die schwarze brühe müffelt sehr.
Die ersten meter der isolierung sind auch schon ab. Dahinter war es feucht, ich hoffe, es ist durch die verformung entstanden. Ich habe mir damals jahrelang mühe gemacht, um das schiff zu isolieren, und in minuten ist das zeug mit viel kraft raus. Mal sehen, wie lange der küchenwiederaufbau dauert.
Das erste projekt ist auch fertig, das fahrrad ist repariert, das tretlager getauscht. Und das ganze für zwanzig euro, eine ölung gab’s dazu und die reifen wurden auch aufgepumpt, schön so. Am abend gab es dann von der werft eine pizza für jedes schiff. Und der name war auch drauf.
Tag 4
Weitere meter im schiff sind von der isolierung befreit, bis zum badbereich bin ich schon gekommen. Es zeigt sich, dort wo der rumpf beschädigt ist, ist feuchtigkeit unter die isolierung gekommen, und nicht wenig. Im bereich darüber hält der kleber besser als erwartet.
Ich musste sie ein wenig drängen, aber wir haben den rumpf mit kreidestrichen überzogen, alles was raus muss. Das ist mehr als gedacht und ich muss mich entscheiden. Es geht um dreißig zentimeter, die leicht verbeuelt blieben, oder ich muss den fäkalienschrank zerlegen. Das hätte auswirkungen bis in die achterkabine und ich will den müffelnden bereich lieber so belassen. Dies wird keine baustelle werden, das lasse ich lieber.
Das kleine nächste problem ist der stahl, in zoll maßen. Somit werden es null komma neun millimeter mehr rumpfstärke werden statt einen weniger. Morgen soll es schon ankommen und dann kann es losgehen mit dem aufschneiden. Ach ja, t-eisen gibt es hier auch keine, die werden dann hier aus flachstahl gefertigt.
Tag 5 bis 7
Die ganze backbordseite ist nun von der isolierung befreit, oder besser der bereich, der ausgetauscht werden soll. Die demontage verlief gut, bei ein paar elementen musste ich die schrauben herausreißen, da kam ich nicht hin. Anstatt alles sequentiell zu bauen, hätte es besser in abgeschlossenen modulen sein sollen. Beim nächsten schiff wird es so gemacht.
Während ein mitarbeiter der werft angefangen hat, den rumpf aufzuschneiden, habe ich die ankerwinsch ausgebaut. Enge arbeit und es ist nicht so richtig mit dem werkzeug an die muttern zu kommen. Dann zur werkstatt hin und der meister sollte es zerlegen. Nicht einmal vielzahnbits haben sie hier. So brachte ich mein werkzeug und es ging alles sehr einfach. Wie schon vermutet war wieder ein metallspänesalat im innern. Das zahnrad und die schnecke gehen nach Bangkok und werden neu gefertigt.
Nach drei stunden herumflexen mit einem kleinen spielzeug konnte ich die firma überzeugen, dass das große werkzeug ran muss. Eine flex mit einer zweihunderter trennscheibe. Meiner meinung nach ist der arbeiter ein wenig unbeholfen, ich gebe ihm tipps, wo ich kann. Als er die erste beule durchtrennnte hatte, diese ploppte auf, vibrierte das ganze schiff. Da ist eine menge von spannung im blech. Ein plasmaschneider ist auch nicht vorhanden, hier ticken die uhren anders.
Das nächste kleine projekt ist auch abgeschlossen, der entfaltete und gerichtete propeller ist wieder zurück. Sieht gut aus, die können hier mehr als die leute in Neukaledonien.
Es hat ganze vier tage gedauert, das erste große loch in den rumpf zu schneiden und wieder zu verschließen. Sie arbeiten hier im schneckentempo und das macht mich wahnsinnig. Bei dieser geschwindigkeit bin ich noch ein wenig länger hier.
Dafür war ich schon einmal in der stadt Satun mit dem motorroller. Dieser ort ist eine lange straße, an der alle geschäfte zu finden sind. Ein paar nebenstrassen und das war es, allerdings ist er auch zehn kilometer lang. Nur ein roller ist nicht so praktisch beim einkaufen. Der eine supermarkt ist nur mit dem auto zu gebrauchen, großgebinde verkauf. Fisch, obst und gemüse gibt es in kleinen mengen.
Dafür war der baumarkt riesig, alles was man so gebrauchen kann. Sogar einen motor für meinen stromgenerator würde ich dort bekommen.
Die tage vergehen und den dreizehnten habe ich auch gut überlebt, nur der schweißer war nicht da. Dann gab es ein projektmeeting und wir haben den rahmen abgesteckt. Der rumpf mit grundierung wird zu einem festpreis gemacht, brauchen sie länger als drei wochen, stehe ich hier umsonst.
Aber es war auch ein Freitag und so passierte doch etwas, mein schlüssel für die waschräume ist mir in den offenen abwasserkanal gefallen. Als ich das gitter angehoben habe, liftete ich auch das waschbecken, das nur in seine halterung eingesteckt wurde. Viele splitter, ein blutiger finger, aber den schlüssel habe ich zurückgefischt.
Heute am Samstag ist das nächste stück blech dran, das folgende ist in arbeit. Ich war währenddessen kopfüber im motorraum. Die bilgenpumpe sollte einen neuen platz erhalten, so weit so gut. Das ganze arbeiten ist nur sehr schwierig, es ist heiß und der schweiß läuft mir in kürzester zeit in die augen und tropft danach ab. Die pumpe wird es aufsaugen.
Inzwischen läuft die welt amok, eine grippe. Jeder schottet sich ab, auch die wahrscheinlichen verursacher machen ihr land dicht. Keiner stellt die frage, warum China und der Iran so viele tote hat, einfach mal nachdenken. Wem nützt es?
Ich habe es aufgegeben, die tage zu zählen, bleibe besser beim datum. Der arbeiter hat sich eingearbeitet, er weiß jetzt, wie das schiff tickt. Das beste resultat erzielt er, wenn zuerst das loch rausgebrannt wird. Zuerst ein kleines für den abzug der wärme, dann in zwei teilen der rest. Danach kommt die doppelte arbeit, denn jetzt nutzt er die flex für den rest. Das ist aber einfacher und sicherer. Während es im schiff brennt, bin ich dabei. Er hat zwar wasser, aber ein backup kann nicht schaden.
Es ist noch ein kommen und gehen und dann bleibt der dreck liegen. Ich habe schon öfter behauptet, die fischer sind dreckschweine und ich bleibe dabei. Alles, was nicht mehr gebraucht wird, landet hier auf dem boden und tritt sich fest. Altöl vermischt sich dann mit den sägespänen.
Und dann das zentrale thema des viruses. Von panik ist hier nichts zu spüren, nur es gibt ein problem. Malaysia hat auch seine grenzen geschlossen und viele segler hier haben das problem wohin. Sie sind glücklich, wenn sie eine verlängerung bekommen. Andere fliegen nach hause, wenn der flieger noch geht. Sechs verschiebungen sind normal, zwei tage auf den anschlussflug warten wohl auch. Ich sehe das jetzt noch ganz entspannt, solange das bedruckte papier aus dem automaten kommt und ich hier auch die rechnung bezahlen kann. Gibt es eine währungsreform oder enteignung, werde ich wohl auf dem landweg per anhalter zurückkommen.
Somit endet diese geschichte mit einen cliff hanger, ist auch nicht so schlimm.