Kanaren Inselleben

Die rückreise von La Gomera war gemischt windig, zuerst kein wind, dann von hinten und vor der ostecke frischte er auf. Es ging ziemlich zur sache, einfach gerefft und doch noch über sieben knoten schnell, bis zur mitte nach Teneriffa. Eine viertel stunde pause, dann das ganze von süden. Durch die strömung bin ich sehr nach norden abgetrieben, weil mein rechner nummer eins nicht mehr will und ich den aktuellen kurs nicht auf dem bildschirm verfolgen konnte. Der grafikchip ist tot, und nachdem ich die festplatten getauscht hatte, lebt jetzt nummer drei bis auf weiteres.

Ich bin wieder in die bucht vor Los Cristianos eingelaufen, bekannter ankergrund. Die nacht war ruhig und am morgen musste wieder Mr Perkins ran, bis zur marina san miguel. Mein paket mit den ersatzteilen fürs segel ist auch schon angekommen. Dann wieder der übliche ablauf, schiff säubern, wäsche waschen und wassertank füllen. Nur dass, nachdem die wäsche auf der leine war, es angefangen hat zu regnen, war blöd. Ein richtiger langer regenschauer hat die wäsche noch einmal mit weichem wasser gespült.

Der Di war dann basteltag, die liste wieder verkürzen. Das tischbein musste neu geleimt werden, weil es misshandelt wurde. Der ankerraum ist wieder gesäubert, das badlicht muss dunkel bleiben. Ich werde wohl ein neues kabel einziehen, irgendwo geht strom verloren. Und dann in der zweiten tageshälfte wieder der watermaker, ein großes brett für den haupthahn und den kärcher. Das wird alles sehr eng im schrank, das elektropanel musste schon eine etage höher ziehen. Mal sehen, ob es sich ausgeht.
Die drucksteuereinheit ist an einem alustreifen angeschraubt, und es ist noch immer platz, weil wohl der fünfzig liter tank nicht in das system eingebunden wird.

Der ausgang der versicherungsarie ist jetzt abgeschlossen. Mein alter makler aus Schwerin kann sich gehackt legen, auch nach einem schaden erwarte ich service und keine kündigung. Also finger weg. Aber alles wird gut, die kaskoversicherung weltweit ist abgeschlossen und bestätigt. Diese brauche ich eigentlich nur, wenn ich es überlebe oder für bergungskosten. Die haftpflicht ist auch in trocknen tüchern, ich hatte nur noch zwei zur auswahl. Komischerweise derselbe versicherer, der mir angeblich gekündigt hat (laut makler), und die signal-iduna. Preislich bin ich jetzt sogar günstiger taxiert.

Dietmar kam überpünktlich am Mi an, rückenwind beim flug. Dann schnell noch aktion und einkaufen gehen. Beim Amerikaner von der Advent 2 bin ich noch vorbei, zweiter anlauf, um einen lift zum supermarkt zu bekommen, den er vor einer woche offeriert hat. Und siehe da, geht doch, aber erst am nächsten morgen.
Riesige mengen an wasser, bier, wein und gemüse haben wir gekauft, der fiat panda wurde erheblich tiefer gelegt. Alles verstaut und danach sind wir in richtung der bekannten bucht bei Los Cristianos gesegelt.

Die überfahrt nach La Gomera war wieder wie das letzte mal, mit motor. Die marina kenne ich nun auch schon und die stadt ist freundlich. Das richtige abenteuer fing erst am Sa an, auf nach El Hierro morgens früh. Erst mit Mr Perkins aus der abdeckung von der insel frei tuckern. Danach schönes segeln bis zwei stunden vor El Hierro.

20151003 anfahrt el hierro

 

Den rest mußte der motor regeln, der muckte aber mit drehzahlschwankungen. Heute war der jahrestag des mastfalls und schon das nächste malheur. Das erste mal, dass der motor muckte, panik näherte sich. Intensivste gedanken über das warum, zum aufbau des systems, filter, pumpe und einspritzsystem. Er hielt bis in den hafen von La Estaca. Laut buch sah er anders aus und hatte doch ein schwimmstegsystem, das sich im bau befand. Trotzdem anlegen, festmachen und ende vom tage.

20151004 hafen la estaca

 

20151004 hafen la estaca

 

20151004 hafeneinfahrt la estaca

 

20151004 liegeplatz la estaca

 

Am morgen hatten wir eine halbe stunde fürs ablegen vom hafenmeister ausgehandelt, weil es eine baustelle ist und kein hafen. Der zweite hafen zum anlegen auf El Hierro ist La Restinga, zehn seemeilen entfernt. Der motor sprang an, aber er lief nicht rund. Draußen auf dem meer ging er dann auch aus, leichte panik. Orgeln und sprang wieder an, lief kurz und ende. Grössere panik, motorraumverkleidungen entfernt und die förderpumpe am motor manuell bedient. Schon sprang er wieder an und lief auch weiter, wenn ich manuell ab und zu gepumpt hatte. Zwei minuten lief er auch, ohne zu pumpen, sonst ging er aus.

Dann kam wind und wir konnten vor dem wind kreuzen bis vor den zielhafen. Vorsichtshalber noch einmal die pumpe betätigt und in den hafen eingelaufen, zwei minuten zeit bis zum ausgehen. Mein glück war ein außenliegender steg und helfende hände und wir waren fest vertäut.

20151005 hafen la restinga

 

Die eine werkstattstunde dauerte dann doch drei, demontage der förderpumpe. Diese ist vernietet, ein wegwerfteil, warum nur so ein mist. Hebel betätigt, diesel ins auge gespritzt, alles funktioniert, halbgut. Um es kurz zu machen: hätte ich gestern abend eine brille auf der nase gehabt, hätte ich im dunkeln vielleicht mit der lampe den verstopften vorfilter gesehen, so sah ich nur den sauberen diesel im inneren.
Von meiner fast dieselpestaktion ist ein zellstoffklumpen in der dieselförderpumpe geschreddert worden und hat sich im vorfilter angereichert. Wer kieken kann, ist klar im vorteil. Gesäubert und montiert, Mr Perkins läuft wieder normal. Noch einmal glück gehabt.

20151004 dieselvorfilterinhalt

 

Und da ich keine lust auf hetzreise habe, war ein weiterer hafentag gebucht. Die hafengebühr ohne sanitäre anlagen hat polnisches niveau, gern genommen. Eine kleine wanderung durch den ort La Restinga und über das nördliche lavagebiet war schon schön. Meine ersten schritte über so ein schroffes gebiet.

20151005 lavafeld

 

20151005 hohlräume in der lava

 

20151005 kleine bäume im lavafeld

 

20151005 weitere kleine bäume im lavafeld

 

20151005 küste el hirro 20151005 küste el hirro

 

20151005 la restinga

 

Von hier aus nach La Palma sind so um achzig seemeilen, zu lang für einen tag. Also werden wir über La Gomera fahren und dann weiter.

Dieser Beitrag wurde unter Reise_2015, technik veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort auf Kanaren Inselleben

  1. Arno sagt:

    Hallo Wolfgang,

    hab auch schon Stunden an der Förderpumpe verbracht und es gerade so in den rettenden Hafen geschafft. Bei uns war es damals Rost, der sich in der Pumpe breit gemacht hat. Der Rost kam von nicht VA-Tank. Danach war Tankwechsel nagesagt, ein Pe-Teil. Leider hat der Hersteller beim Bohren nicht aufgepasst und ich hatte ewig und drei Tage PE-Fasern in der Pumpe, trotz Filtersystem. Nun gut bei der Somnambule sollte das Filtersystem mit Tagestank das Ganze evtl. verhinder???
    Ein Jahr schon vorbei seit der Katastrophe, unglaublich, aber wer sich durchbeisst, wird dann doch belohnt!
    Bin gerade dabei die Formalitäten/Papiere zu beantragen und zusammenzustellen. Wie hast du das gemacht mit der Bescheinigung über die bezahlte Umsatzsteuer für dein Boot? Und wie machst du es, falls du länger als drei Jahre unterwegs bist?
    Viel Spaß und weniger Pannen
    Arno

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.