Schon wieder fange ich mit dem Samstag an, jedoch drei wochen später. Das, was ich hier auf Samoa machen wollte, ging nicht. Keine brauereibesichtigung und auch keine inselumsegelung. Zweiteres war nicht wichtig, aber ein permit für nur eine woche ist generell zu kurz.
Das schiff ist reisefertig, das letzte geld ist in frischware investiert. Nur der vom zoll krault sich mal wieder seine eier. Ich bin genervt, milde formuliert, denn er wollte gestern nachmittag um vier hier aufschlagen. Wie es aussieht, könnte er morgen früh um sieben kommen, diese unzuverlässigkeit mag ich gar nicht.
Dieses jahr ist ein besonderes für mich, ich bin halb rum. Gestartet bei ein wenig mehr als zehn grad östlich und nun bin ich bei hundertsiebzig west. Dazu kommt noch, dass es diesmal mehr als zehntausend seemeilen im jahr werden. Eine gewisse müdigkeit merke ich schon wieder, und wenn ich Neuseeland durch habe, wird wieder gas gegeben. Vielleicht stoppe ich kurz in Australien, muss aber nicht unbedingt sein. Im indischen ozean gibt es ein paar kleinere anhaltemöglichkeiten bis südafrika. Dann noch rechts abbiegen und wieder nach oben. Klingt einfach, mal sehen, wie es wird.
Am So morgen haben alle ihre papiere erhalten, nur ich nicht. Der typ vom Fr hat es wohl verschlampt. Die nacht endete schon um halb vier mit einem mückenangriff. Dann habe ich kaffee gekocht und einen bohneneintopf zubereitet. Mein hals ist echt dick, das nächste mal stehe ich gleich auf deren matte.
Damit ich nicht ganz blöd dastehe, war ich noch bei der polizei im hafen. Und dann auf dem rückweg fuhr mein dicker im wagen vor und reichte mir den zettel. Du hast mich wohl vergessen, meinte ich, und er wollte erst am nachmittag aufschlagen, da er mist im kopf hatte. Ich hatte bestimmt nicht fünfzehnuhr auf den zettel geschrieben.
Dann ging alles sehr schnell, achtuhrdreißig, leinen los und alles im vorhafen verstaut. Die zwei von der Gegenwind kamen auch mit und wir segelten eine zeit lang mit distanz in die gleiche richtung. Der wind wollte, aber nur zum anfang, dann holten sie mich ein, wahrscheinlich mit motor diese schummler. Meiner ging dann auch an bis nachmittags um vier. Dann endlich war ich südlich von Samoa mit fast dem richtigen kurs nach Neuseeland.
So wie ich mir das gewünscht hatte, kurs nach süden und hoch am wind. Das kann das schiff alleine sehr gut, die windfahne verbessert das ganze noch. Erster tag und erste nacht sind meist anders. Ich hatte morgens um vier noch im hafen diesen eintopf gekocht, der war gut und lecker. Nur der motor lief sehr lange und das bedeutet hitze im schiff. Im eigenen saft hatte ich keine richtig erholsame nacht. Das radar meldete oft dicke regenwolken mit gewitter, die aber hinter mir auftauchten.
Am abend wollte ich mal so einen regenschauer ausnutzen, der langsam auf das schiff zukam. Shampoo und handtuch geholt, das müffelnde shirt ausgezogen und die warme dusche kam. Dann einseifen und shit, das wasser von oben wurde abgedreht. Abspülen war nur mit einem eimer seewasser möglich. Das muss besser beobachtet werden.
Der erste morgen war fast wolkenlos, wind um drei und das schiff fährt im mittel auch um drei. Dafür ist der kurs noch immer gut, ich muss nur vier meilen weiter nach links fahren, um auf die geplante route zu kommen. Im weiteren verlauf kommen viele inselchen rechts und stranden wäre blöd. Samoa ist nicht mehr in sicht und der plastikmüll im meer und leichtes treibgut haben abgenommen.
Der nächste morgen war noch angenehmer, der wind hatte zu meinen gunsten gedreht. Die route hatte ich schon gestern erreicht, heute morgen war ich zehn meilen zu weit. Nun ist aber der kurs fast halbwind und bei diesen windstärken mit einer schwachen drei komme ich immerhin langsam voran. Die wellen sind klein und bremsen nicht so sehr. Vor genau zwei tagen bin ich los und das resultat sind hundertachtzig meilen genau in die gewünschte richtung. Es soll bloß lange so weiter gehen, kontrolliert langsam und ohne umwege.
Mein fazit von Samoa in kurz, drei wochen waren mehr als genug. Es ist kein ort, um zu reparieren, wenn man es nicht selber kann. Die ersatzteile kann man in Neuseeland bestellen und das geht recht schnell. Dazu sollte man auch freundlich zum zoll sein, nach meinen erfahrungen ist das ein problem für mich. Ineffizienz ist hier hoch im kurs.
Die freundlichkeit der menschen ist ok, ich grüße, sie grüßen zurück, meistens. Die geschäfte werden auch hier sehr oft von chinesen betrieben, die inselbewohner sind personal oder konsumenten. Läden, in denen ich meinen rucksack am eingang abgeben soll, machen kein geschäft mit mir. Da ist alles drin, mein geld und oft auch der computer. Somit bleibt das teil auf dem rücken.
Auch viele schnellrestaurants werden von chinesen betrieben, gut essbar, jedoch für die preise auch keine gourmetware. Die insel stellt nicht viel her und export wird, wenn überhaupt, kleingeschrieben. Die kinder bekommen eine schmale ausbildung und werden dann ins ausland zum geldverdienen geschickt, einer muss da bleiben, um die eltern zu betreuen. Das geld wird dann für den konsum auf Samoa benutzt. Und das muss eine menge an devisen sein, am hafen kam alle zwei tage ein containerschiff an, brachte ware und nahm die leeren boxen wieder mit. Es gab nettere inseln auf der reise bisher.
Jede meiner touren ist anders, diese ist von anfang an ohne alkohol. Vom bier hatte ich auf Samoa genug getrunken und warm schmeckt es nicht. Der kühlschrank führt ein eigenleben und ist nicht berechenbar. Ab gestern nachmittag um drei wäre ein kaltes bier echt nett gewesen.
Ich hatte die segel geborgen, weil der wind sich wieder verabschiedet hatte. Dann war nur noch ein treiben wie ein korken in der badewanne möglich. Alle bewegungen im schiff sind dann äußerst kontrolliert zu machen, sehr große vorsicht beim kochen. Auch habe ich seit gestern eine messbare flaute. Wenn das schiff länger unter zwei knoten segelt und die segel flappen, dann ist es zeit aufzuhören, oder man könnte noch den motor anwerfen, um strom zu erzeugen. Ich bin seit gestern vier meilen zurück und drei meilen weiter westlich getrieben. Das ist so nicht in der wettervorhersage enthalten gewesen.
Nach dem kaffee sah es dann so aus, dass segeln wieder eine option ist. In drei meilen entfernung meine erste schiffssichtung und mit motorhilfe habe ich das tuch wieder hochgezogen. Danach ein wenig motort, um die batterien zu laden, denn es ist sehr wenig wind, zu wenig für die windsteuerrung. Deshalb kümmert sich nun der autopilot um den kurs. Um elf uhr hatte ich dann den südlichsten punkt von gestern erreicht. Mit drei knoten geht es in die richtige richtung voran. Wieviel wind weht, weiß ich nicht, gefühlte zehn knoten, die anzeige ist wieder einmal tot.
Dieser segelversuch hielt nur ein paar stunden an, dann drehte der wind um hundertachtzig grad. In der pause dazwischen nahm ich den motor und verkleinerte das vorsegel. Es sah nach einer zweiten chance zur dusche aus, es kamen aber nur wenige tropfen. Aber danach ging es weiter, doch nur für eine stunde, windstille. Am nachmittag dann noch ein hauch wind, genug für die genua und den autopiloten. Auch hier war dann bald schluss und ich rollte die genua wieder ein. Nur war das schothorn komisch tief, zu tief.
Das genuafall war gerissen und das segel war abgerutscht. Ein nicht gebrauchtes fall habe ich unten gelöst und bin in den mast hoch, bevor die genua abrauscht. Trotz der windstille gab es wellen und die amplitude an der mastspitze war so um drei meter zu jeder seite. Ohne gurt musste ich mich kräftigst festhalten. Die andere hand entknotete den restlichen strick und fädelte das neue fall ein. Auf die schnelle ging nur ein achterknoten und das restliche stück noch einmal durch eine schlaufe, einhand versteht sich. Durchnässt bin ich schnellstens wieder abgestiegen. Das neue fall ist leider nicht ganz oben im mastkopf und somit hängt die genua tiefer. Das ende ist jetzt auf der trommel und das muss bis NZ reichen. Mist, und ich hatte mir schon so etwas gedacht, als ich den neuen toggle montiert hatte, mit neuen längeren bolzen und mit einem neuen splint. Daran hat sich das genuafall wohl aufgescheuert, obwohl dort oben kaum bewegung sein sollte.
Dies wird die zweite nacht mit kaum fahrt, keinem radar und nur mit dem ankerlicht. Vielleicht bleibt es aber heute nacht trocken.
Heute ist Donnerstag und gestern war in der summe kein guter tag, viel bruch und kaum wind. Es hat in der nacht wieder geregnet, und wenn man teibt, regnet es ins schiff hinein. Dazu kommt, dass das schiff vom regen um vier bis zum morgen zehn meilen gemacht hatte, nach norden. Ich muss den speedalarm im gps wieder auf zwei meilen setzen, hatte daran gedacht, aber es nicht gemacht. Jetzt scheint der wind aber wieder da zu sein, der kaffee ist fertig und die segel sind gesetzt, kurs süd.
Die ersten beiden stunden sind nur dazu da, den streckenverlust wieder gut zu machen. Das schiff segelt wieder selbstständig hoch am wind, nicht der schnellste kurs, aber ohne hilfsmittel.
Dann stand ich gestern abend noch in der plicht und schaute den mast hinauf. Das war eine honkeraktion, dort ohne gurt hochzuklettern. Wenn ich schreibe drei meter, dann war das wenig. Sollte ich abstürzen, ist die wahrscheinlichkeit hoch, im meer zu landen. Nur: sechzehn meter sind ne menge, das schiff hatte kaum fahrt, und über die windsteueranlage hätte ich vielleicht wieder an bord klettern könnnen. Wenn die vielen wenns einträfen und ich ohne schäden sauber im wasser landen würde. Nicht noch einmal.
Gestern war ein anderer tag, der südpazifik ist noch immer freundlich zu mir. Nur es gab regen, richtigen regen für vier stunden. Genug um zu duschen, doch das hatte ich bereits indoors getan. Dazu kam ein guter wind um fünf und vor dem reffen ging es bis zu sieben knoten voran. Ich mag es aber nicht, wie ein seenotkreuzer durchs meer zu pflügen. Das schiff taucht zwar weich ein, die gischt spritz weit, doch das ist nicht materialschonend. Es sind noch zwölfhundert meilen bis nach Neuseeland, einen systembruch kann ich gerade nicht gebrauchen. Somit wurde die geschwindigkeit gedrosselt und ging es nur mit fünf bis sechs knoten auf dem richtigen kurs voran. Am abend hörte der regen auf und der sonnenuntergang war mal etwas anderes für mich.
Es hätte auch durch die nacht so schön sein können, nur diese endete wieder um vier uhr mit einer fast flaute. Das schiff durfte sich dann den kurs selbst aussuchen und am morgen war es südwest geworden. Das groß habe ich heruntergeholt, der motor läuft wieder einmal für die batterien.
Meine gedanken drehen sich seit gestern um meine lebensmittel. Die in Neuseeland sind da ein wenig durchgeknallt. Strikte bestimmungen bei einreise, frisches geht gar nicht, vieles andere auch nicht. Meine hauptsorge sind die gewürze, der reis und die nudeln. Selbstgekochtes habe ich nicht, konserven gehen, hülsenfrüchte nicht. Also werde ich den größten teil vom reis, die nudeln und die gewürze im schiff vergraben. Die angst vor insekten halte ich für übertrieben, alles ist mindestens seit Chile oder Argentinien an bord. Wenn da etwas leben sollte, müsste es schon lange wach sein, ist aber nicht. Die jungs sind dienstboten der lebensmittelindustrie, aber warum sollte ich die lebensmittel entsorgen, um sie dann gleich wieder neu zu kaufen. Wenn es kontaminiert ist, ok. Aber nicht generell. Oder müssen kreuzfahrtschiffe ihre gesamten vorräte entsorgen? Ich glaube nicht.
Heute ist Sa und mein siebenter tag auf see. Die stimmung ist gut, die nacht war mittelmäßig. Ich habe in der achterkabine geschlafen, bei flaute und leichtem wellengang. Irgendwann habe ich zweimal schlaf gefunden, kein guter platz auf dem meer.
Am morgen war wieder etwas wind, nur aus der richtung, in die ich segeln will. Die etmale der letzten tage sind mies, im durchschnitt unter vierzig. Gestern ging es nur mit der genua voran, mit unterstützung vom autopiloten und ab mittag mit der windsteueranlage. Das ergebnis ist dreiundvierzig, eine meile weniger und ich wäre mistrauisch geworden.
Jetzt kann ich nur nach westen fahren oder nach südost. Das erstere kam in betracht, da ich noch dreißig meilen von der route entfernt bin. Außerdem habe ich den ersten wegepunkt schon passiert, die Vava’u inselgruppe. Es gibt keine detailkarte, und das, was ich sehe, sind inseln mit riffen und steinen. Ein gefährliches labyrinth ohne genaue information. Der nächste wegepunkt ist in der mitte von Tonga, noch zweihundert meilen weit weg.
Wenn es nicht so viele wenns geben würde, wäre ich schon weiter. Ich ziehe hier seit tagen einen eckigen kreis. Heute morgen bin ich zweiundvierzig seemeilen umsonst gesegelt oder getrieben. Das schiff hatte die gleiche höhe wie vorgestern nachmittag um fünf. Das nervt, das ist eine flaute mit unterbrechungen. Gerade scheint die sonne ohne wolken und es wird wieder heiß, wobei das wasser sich gefühlt abgekühlt hat. Seit tagen kann ich in diesem bereich des ozeans eine art staubschicht auf der oberfläche erkennen. Mal mehr, mal weniger und das wasser darunter ist fast klar.
Vielleicht ist es auch wieder ein zufall, dass ich gäste in der nacht habe. Sie kommen im dunkeln und gehen am frühen morgen. Nur dass sie mir meine solarpanels vollscheißen, geht zu weit. Den passenden film habe ich gestern geglotzt, spiel mir das lied vom tod.
In einer intensiven tauschaktion habe ich über ein TB an filmen bekommen. Somit ist es hier recht gut zu ertragen, segeln wäre natürlich besser.
Auch ist die erste woche schon um, ging recht schnell. Die frischen vorräte sind überschaubar, der haltbare joghurt von Tahiti ist aufgebraucht, der kohl musste sehr früh gegessen werden und der rest riechender butter ist im meer gelandet. Die segelei fing gut an und endete in einer kreiselnden flaute. Vierhundert meilen habe ich zurückgelegt und bin nur dreihundert von Samoa entfernt. Immerhin habe ich den wendepunkt an den Vava’u inseln noch nicht wieder überschritten. Von den etwas über fünfzehnhundert meilen habe ich noch zwölfhundert vor mir. Wenn das so weiter geht, dauert es noch vier wochen, dabei sollten es nur drei werden.
Der traum im traum, der kreis im kreis und gestern die flaute in der flaute. Es gab mal wieder einen richtigen sonnenuntergang, ohne wolken davor. Danach spiegelte sich der mond im flachen meer. Am nachmittag war das wasser noch ein wirlpool gewesen. Das spiegelnde wasser ist zum rasieren geeignet und die über bord geworfenen zwiebeln mit den robbenden bewohnern schwimmen nicht weg. Jetzt weiß ich vorher, wenn die vielen kleinen fliegen kommen. Ein weiterer versuch, etwas mit der angel zu fangen, entpuppte sich als farce. Der körder fällt senkrecht in die tiefe und in fünf metern konnte ich dann einen fischschwarm erkennen. Diese aus fast gleich großen fischen wie mein köder bestehende fischwolke umhüllte ihn, als wenn sie ihn beschützen wollten. Mal nach links oder rechts gezogen und sie kamen hinterher, blieben aber in der tiefe. Angelversuch mal wieder abgebrochen, vegetarisches linsencurry ist auch sehr lecker.
Heute morgen kam der wind von vor ein paar tagen zurück. Segel hoch und mit einer steigerung von über tausend prozent geht es mit drei knoten in richtung süden. Hoffentlich diesmal ein paar stunden länger.
Gestern abend um sechs dachte ich schon wieder, es ist vorbei mit dem wind. Ein kräftiger regen setzte ein und das schiff dümpelte umher. Luken zu und abwarten, solange die segel nicht schlagen. Ich fühlte mich angeschossen, vielleicht weil ich mir gerade den film ‚Panzerschiff Graf Spee’ reingezogen hatte. Da war wieder eine filmische ungenauigkeit, offiziell hat sich das schiff drei meilen vor Montevideo versenkt. Ich war dort und es sind fünf. Die geschichte wird von den gewinnern erzählt, nicht von den verlierern. Somit wird eine alte lüge durch eine neue ersetzt.
Und dann entpuppte sich der regen als sqall, mein schiff legte sich für seine verhältnisse auf die seite. Filmunterbrechung, regenhose und regenjacke an und nach oben. Die genua war recht schnell eingerollt und das groß habe ich nur aufgemacht. Es war aber schon zu spät, denn der wind hörte auf. Der neue kurs war west und der wind hatte sich um hundertachtzig grad gedreht. Nach einer viertelstunde konnte ich die halse fahren, eine sehr lange zeit für so ein manöver. Der wind drehte immer mit und am ende ging es wieder auf dem alten kurs nach süden, nur waren die segel jetzt auf der backbordseite. Der autopilot sorgte für den kurs durch die nacht, und am morgen ging die sonne auf, als wenn nichts gewesen wäre. Wieder ging ein drei knoten tag und eine nacht zu ende. Wenigstens bin ich aus meinen kreisen herausgekommen und es gingen siebzig meilen auf das konto richtung Neuseeland.
Der sonnenaufgang fehlte heute am Mi und ich kam nicht so richtig hoch. Es ist diffus und es regnet noch dazu. Ich muss es nicht noch erwähnen, kein wind seit gestern abend um sieben. Nach dem bergen der segel gab es wieder einen schönen sonnenuntergang mit wolkenzeichnungen und leichtem regen davor. Da war ich noch im trockenen und hörte Tuesday Wonderland. Ein zufall von eins zu sieben, der aktuelle wochentag war mir entfallen. Seit drei tagen sehe ich kurz vor dem verschwinden der sonne große fische, vielleicht thunfische, die aus dem meer springen. Der kleinste von denen wäre eine viertägige mahlzeit für mich, nach zweien hätte ich die nase voll. Der von gestern abend war aber einen meter lang, eine ganze dorfmahlzeit.
Mal sehen, was dieser tag bringt, wenn das so weiter geht, bin ich erst weihnachten in Neuseeland.
Es ging wieder langsam voran, sehr langsam. Am abend habe ich das vorsegel verkleinert und in der nacht habe ich alle geborgen, kein wind. Währenddessen war ein besucher an bord und diesmal hatte er wohl einen leeren darmtrackt. Erstaunlicherweise blieb es so bis zum morgen.
Das tagesergebnis von gestern war nur fünfzig meilen, immer noch weniger als der durchschnitt, den ich kalkuliert hatte. Das segeln in diesem gebiet ist wie mit einem wägelchen auf dem golfplatz zu fahren. Das meer ist hier um acht kilometer tief und ich umsegele gerade die vielen löcher, die noch ein bis zwei kilometer tiefer sind. Es macht natürlich keinen unterschied in der schwimmfähigkeit des schiffes und ich kann auch nicht mehr stehen. Für mich ist es etwas besonderes und nicht so albern, wie das gps bei einer äquatorüberquerung zu fotographieren. Diese tiefen sind real, der nullte breitengrad hingegen eine fiktive künstliche größe.
Heute ist Fr, der dreizehnte tag auf dem weg nach Neuseeland. Das schiff durchpflügt immer noch den Tongagraben, der wind ist nicht gerade brauchbar und die südlichen inseln vom königreich kommen näher. Hier ist mein kleines problem. Ich segele so hoch am wind, wie es gerade noch geht, dabei fällt die genua oft zusammen, nicht schön. Wenn ich einen kurs unter zweihundertfünfzig grad fahre, komme ich an der insel Kalau vorbei. Entweder kommen die schlechten witze von hier oder aus einem ort in der zone, so nebenbei.
Der wind ist allerdings zu schwach und so läuft der motor mit, damit komme ich auf ein wenig unter zweihundertundvierzig grad. Mit einer gewissen abdrift sollte es reichen, ich habe noch fünfzig meilen zeit. Der gegenkurs ist irgendwo bei hundertundetwas, nicht gerade zielführend. Die nächsten stunden werden es zeigen.
Im meer gibt es ein anderes ereignis. Die letzten beiden tage war es recht klar und seit heute morgen schwimmen flocken auf und im wasser, so tief ich sehen kann. Meine vermutung ist, dass hier ein unterwasservulkan gehustet hat und zwar mit auswurf. Gestern hatte ich die idee von schwefel in der nase und es würde auch zu der verschmutzung passen. Nur nicht darüber fahren, wenn die gasblase hochkommt.
Gleicher tag, aber schon mittags, der wind hat nicht zugelegt und er hat auch nicht wie gestern gedreht. Ohne wind und nur mit motor muss nicht sein. Daher der neue gegenkurs mit hundertzwanzig grad, um wieder zur route zurückzukehren. Sollte in elf meilen kein brauchbarer wind kommen, gehen die segel wieder runter und ich habe wieder genügend seeraum.
Nachdem ich gestern die route passiert hatte, ging der motor aus und es war noch für fünf meilen wind im system. Dann segel runter und zusehen, wie das schiff wieder rückwärts trieb. Das wasser war noch immer mit den schwebenden teilchen vermischt und heute morgen war dann die oberfläche zusätzlich noch mit dem staub bedeckt. In der nacht bin ich wieder über die route hinaus zurückgedriftet und am morgen dann wieder die totale flaute, flaches spiegelndes wasser. Irgendwie habe ich das gefühl, hier festzusitzen. Heute ist der vierzehnte tag und das ziel sollte zwei drittel des weges sein, davon habe ich nur die hälfte geschafft. Den kühlschrank habe ich gestern mit den letzten wackeligen möhren abgeschaltet, die restlichen äpfel schaffen es auch so.
Heute ist der fünfzehnte tag und gestern abend kam dann nach über dreißig stunden totaler flaute endlich ein wind, abends um sieben. Vorsichtshalber habe ich nur die genua benutzt, um sie schneller reffen zu können. Der kräftige wind brachte es in böen sogar auf knapp zweistellig. So ging es also mit bis zu zwei knoten in die nacht hinein, es war somit nicht der sonnenuntergangswind, den ich schon ein paar mal zu besuch hatte. Zweidrittel der strecke von gestern war das schiff wieder zurückgetrieben.
Die rauschefahrt endete morgens um vier und die bekannte windsituation kehrte wieder ein. Bis zum morgen war ich zwanzig meilen weiter südlich, näher zum ziel.
Der oberflächendreck schwimmt noch immer und auch die schwebende schicht darunter. Meine neue vermutung ist gewagt: nichts bewegt sich im meer und die kleinen teilchen sind gleichmässig verteilt. Das gebiet ist so etwas um zwanzig mal dreißig meilen groß und geschätzte zwei meter dick vielleicht aber noch stärker. Vielleicht haben sich ein paar millionen fische zum gruppensex verabredet und haben in diesen gebiet gemeinsam gelaicht. Ich würde allerdings fressfeinde in der schicht erwarten, konnte aber noch keine ausmachen. Und nach vier tagen hätte ich auch schon etwas leben in der brühe erwartet.
Zwischenbilanz: In der zweiten woche dominierte der sich verweigernde wind. Die strömung im seegebiet hat das schiff in alle richtungen geschoben. Von den zweihundertsiebzig meilen waren nur hundertneunzig zielführend. Viel zu wenig für den plan, geht er nicht auf, muss ein neuer her. Wieder habe ich kreise gezogen, und der versuch, südlich an Tonga vorbeizusegeln, scheiterte am wind. Vielleicht auch gut so, weitere hundert meilen südlich ist auch noch ein wenig inselreich mit strandungsmöglichkeiten. Noch sind es knapp über tausend meilen bis nach Neuseeland und eine woche habe ich schon verloren. Wenn das so weiter geht, kann ich meine gut verstauten lebensmittel bis zur ankunft alle aufessen. Das separate trinkwasser ist schon aufgebraucht, der separate plastikkanister mit leichtem eigengeschmack ist schon umgefüllt.
Am So gab es dann ein wenig abwechslung, eine schiffssichtung in einer meile entfernung. Optisch könnte es ein trawlwer gewesen sein, mit einem ausleger nach links und rechts. Ich hatte den motor an und war in richtung süden getuckert.
Die schlieren auf dem wasser hatten sich stellenweise konzentriert und es könnte auch von den abgestorbenen pflanzen stammen, die ich hier im pazifik häufig gesehen habe. Die sicht unter der oberfläche war auch nicht mehr gleichverteilt, ende dieser beobachtung.
Dafür kam ein weiterer besucher während der flaute zum schiff. Unter dem rumpf hatten sich viele kleine fische zurückgezogen, eine leckere imbisbude. Auf meinen versuch, den räuber mit der angel zu fangen, reagierte er mit neugier, lachte mich sicherlich dabei aus, auf seine art. Und falls ich ihn gefangen hätte, so wäre er wohl wieder über bord gegangen. Was soll sich mit einer goldmakrele in der länge von über einen meter anfangen. Wenn ich gut esse, schaffe ich in drei tagen eine hälfte und der rest geht über bord, das muss nicht sein.
Ab mittag war dann wind, der ausreichend für ein ausgestelltes groß war, zwei knoten fahrt. Mehr ist nicht drin und das bis kurz vorm sonnenuntergang, der diesmal wieder sehr schön war. Treibend mit der ankerlaterne auf dem mast ging es in die nacht hinein.
Es ist Di, der siebzehnte tag auf dem meer. Zur zeit ist mal wieder etwas besonderes, seit einer woche das erste mal, dass einen tag lang durchgesegelt wurde. Nicht gerade schnell, aber kleinvieh macht bekanntermaßen auch mist und hier ein paar meilen. Ich versuche, auf der geplanten route zu bleiben, und so korrigiere ich alle paar stunden den kurs nach links oder rechts.
Wenn es mal gut läuft, dann ist man nicht immer zufrieden, auch in diesen fall nicht. In den vergangenen wochen habe ich eine liste der schlimmsten windrichtungen erstellt und achterlicher, rückenwind oder downwind haben den platz nummer eins. Ich segele das ganze mit einem weit ausgestellten großsegel und ein wenig von der genua. Größer geht nicht, sonst fällt sie ein. Das segelsystem ist nicht ausbalanciert und somit kann ich die windsteueranlage nicht nutzen, sie kann es nicht. Somit läuft auch seit einem tag der autopilot und der macht seinen job sehr gut. Der nötige strom wird gerade durch den motor erzeugt. Gefällt mir nicht, aber es ist die beste lösung für diesen wind.
Die gute nachricht ist, dass gestern nachmittag die entfernung nach Neuseeland unter tausend meilen gefallen ist. Zum herunterzählen ist es noch zu früh, denn die harte zeit kommt noch. Gleich werde ich den letzten apfel essen und die restlichen kartoffeln wohl über bord werfen. Samoa ist kein ort, um sich gut mit lebensmitteln zu versorgen, sie gehen damit schlecht um. Die qualität ist mies, und produkte, die sonst lange haltbar sind, verrotten hier sehr schnell. Die ursache kann nicht nur die temperatur sein, druckstellen vom werfen oder stapeln sind nicht förderlich für die haltbarkeit.
Einen tag weiter, ein Mi. Den ganzen letzten tag und auch die nacht hindurch musste der autopilot arbeiten. Das ergebnis ist ein langer gerader track und kein zickzackkurs. Wobei sich schon nachts um zwei die neue situation andeutete, wind. Da ging es noch mit fünf knoten voran, heute morgen gab es mehrfach speedalarm bei siebeneinhalb knoten. Also mal zeit zu reffen, ich habe mal die segel zur windsteuerung eingestellt und es geht einigermaßen. Mit über fünf knoten geht es voran, und wenn das so bleibt, komme ich noch bei tageslicht unter die achthundert meilen marke.
Donnerstag, neunundzwanzigster november, und der wind weht noch immer. Die marke habe ich gestern tatsächlich erreicht. Genau dort aber gab es eine wolkenwalze. Diesmal war dieses gebilde sehr dunkel und ungefähr vier meilen breit. Die enden berührten das wasser und ich bin in der mitte hindurch gefahren, wie ein regenbogen das ganze, nur aus wolken. Ich konnte schon den heftigen regen links und rechts sehen und bereitete mich auf’s nass vor. Die paar tropfen waren am ende nicht so schlimm, durch den großen bogen hindurch konnte ich schon den blauen himmel sehen. Das ganze spielt sich an der grenze zu unterschiedlichen wettersystemen ab und dahinter hatte der wind eine andere richtung. Von raumschots auf amwind kurs, aber es ging noch auf der route voran. Die windsteueranlage habe ich neu justiert und die guten fünf knoten stellten sich wieder ein.
Aber gleichzeitig wusste ich auch, dass es so nicht bleiben würde, der wind drehte sich gegen die uhrzeigerrichtung. In der nacht wurde daraus schon hoch am wind und jetzt am morgen geht nur noch ein südlicher kurs. Dafür war gestern das beste etmal seit Samoa, über hundert meilen. Wenn das immer so gewesen wäre, dann hätte die reise zwei wochen gedauert und ich wäre schon lange dort. Jetzt hoffe ich nur auf eine rasche weiterdrehung, damit ich an der rückseite auf der route segeln kann.
Am ende drehte der wind gestern nur ein wenig, aber der plan ist halb gelungen. Der kurs richtung süden wurde immer mehr durch eine ostrichtung verwässert und bei südost konnte ich auf den gegenkurs gehen. Der war zunächst nur west und reicherte sich bis zum morgen mit süd an. Am morgen hörte er aber auch auf zu wehen und nun treibe ich nach nordwest.
Ich habe aber die magische siebenhundertfünfzig seemeilen distanz unterschritten und nun muss ich nur noch die zweite hälfte bis zum ziel abarbeiten.
Außerdem gibt es heute zwei ereignisse, der kaffee ist aus und ich habe mir ein badeverbot auferlegt. Es war eine schleichende abkühlung, zuerst hatte ich die jogginghose nur in der nacht an, dann auch am tag. Das gleiche mit dem warmen fleeceshirt und das meerwasser zum abspülen der kaffeekanne war auf einmal sehr kalt, zu kalt für mich als warmduscher.
Ein neuer monat beginnt, der alte brachte elfhundert meilen, das hätten mehr sein sollen. Das scheinheilige fest nähert sich unaufhörlich und diese zeit vermisse ich nun gar nicht. Das musikgedudel und die ekelige deko musste ich schon vor vier wochen auf Samoa ertragen, bei dreißig grad. So gesehen wäre es gut, später anzukommen, essen ist noch genug an bord, außer frischware.
Der zwei knoten pazifik hat wieder zugeschlagen. Wenn ich die stunden mit den zurückgelegten meilen kombiniere, komme ich schon wieder auf zwei. Gestern abend hatte ich wieder die segel heruntergezogen und die nacht treibend verbracht. Das gute diesmal ist, dass ich ein paar meilen plus gemacht habe. Im normalfall wäre ich für die restliche distanz von unter siebenhundert meilen in sechs tagen am ziel. Ich weiß aber schon jetzt, dass es mehr sein werden.
Die dritte woche ist zu ende und was für eine. Ich hatte nur an drei tagen brauchbaren wind und in der wochenmitte habe ich mal die hundertmeilenmarke in vierundzwanzig stunden geknackt. Viel zu wenig auf das ganze gesehen. Die angestrebte route habe ich nun grün gefärbt und daran ging es meistens entlang. Das Minervariff ist hundertsechzig meilen von der route entfernt. Und so langsam treffen sich die beiden pläne, westlich oder östlich an Tonga vorbei zu segeln. Netto waren es dreihundertneunzig meilen, der umweg war nur vierzig. Die vorräte gehen langsam zu ende, das frischwasser ist unter zehn liter gesunken, dafür ist der wassertank noch zu zweidrittel gefüllt. Panik kommt nicht auf, die langeweile wird durch viel filmtrash gedämpft.
Die letzten sechsunddreißig stunden waren mal wieder anders, als das erste stück des weges. Es fing vorgesternabend um sieben an. Den ganzen tag lang lief der autopilot, damit das schiff wenigstens zwei knoten machen konnte. Und dann nach dem essen lief es sogar drei, achterlicher wind, und dieser war zunehmend, hurra.
Am späten abend waren es schon fünf knoten und in der nacht musste ich mehrfach den speedalarm erhöhen. Morgens um vier ging es teilweise mit alarm und siebeneinhalb knoten in die richtige richtung voran. Mit der aufgehenden sonne nahm der wind wieder ab und abends um sieben habe ich die segel geborgen. Und in der ganzen zeit hat es geregnet, von hinten, luke dicht.
Doch abends um neun kam wieder ein leichter wind und die genua zog das schiff hoch am wind allein. Jetzt ist der dritte Dezember mittags und es sind noch fünfhundert meilen, das letzte drittel ist ein klacks, hoffentlich. Doch diese schnelle fahrt hatte auch wieder ihren preis, die nächste segellatte hat sich durch die mastführung gebohrt. Der wind war doch sehr kräftig.
Der fünfte Dezember ist erstmal das ende von zwei guten tagen. Vorgestern war ein drei knoten tag und gestern ein vier bis sieben plus tag, beide mit blauem sonnigen himmel. In der nacht gab es den vollen sternenhimmel ohne mond und ohne venus, aber leider mit einer dunstschicht davor. Gestern abend habe ich dann das erste flugzeug hoch am himmel gesehen, kurs Wellington. So weit war alles gut, nur heute morgen hat der wind wieder nachgelassen und der kurs geht nur nach südost. Dabei war ich schon fast wieder an meiner route. Der trost ist, dass es nur noch unter dreihundertfünfzig meilen sind, wenn keine weiteren umwege entstehen, was nicht wahrscheinlich ist.
In meinen schuhen steckten heute nur die gebrauchten socken aus Samoa, an die lüge des nikolauses glaube ich schon seit fünfzig jahren nicht mehr. Lüge und glauben, eine interessante verknüpfung. Ist doch bald wieder die wintersonnenwende. Das ereignis, um das dort herum eine story gestrickt wurde. Diese macht eine ganze industrie sehr reich. Die kinder werden belogen und die erwachsenen erhalten diese lüge, wider besseren wissens. Damit habe ich ein problem.
Gestern gab es noch bis zum nachmittag wind, mein versuch, noch auf den gegenkurs nach west zu gehen gelang. Für eine viertelstunde schien es zu funktionieren, dann war schicht in der windproduktion. Bis zum morgen bin ich sechzehn meilen nach osten getrieben. Die planung für diesen trip war ein wenig schlampig, ich hatte vergessen, mir die strömungen in diesem teil des ozeans zu besorgen.
Jetzt am morgen der leeren schuhe geht es mit mäßigem wind wieder zurück und nach süden. Bei drei knoten hoch am wind dauert es noch einhundertundelf stunden bis zum ziel. Das einzige, was ich auf dem wasser sehe, sind vereinzelte quallen.
Heute ist der siebte Dezember und ich segele so gut es geht nach genau westen, weil der tag und weg gestern wenig optimal waren. Es fing gut an und der wind drehte sich mal wieder. Das ergebnis war eine schöne langgezogene kurve mit dem endkurs südost.
Heute morgen gab es gleich nach dem wachwerden frühsport. Zwei halsen, die erste für den gegenkurs, der dann nach nord ging und die zweite wieder zurück auf ostsüdsost. Da war der wurm im system und ich habe eine stunde abgewartet, bis der wind kräftiger wurde. Dann gab es die vorerst letzte halse und der kurs geht in richtung route zurück. Das sind schon wieder neunzig meilen geworden. Vielleicht gibt es heute noch eine weitere winddrehung.
Auch muss ich mir eingestehen, dass ich die barfußroute verlasse. Gestern habe ich mir ein zusätzliches sweatshirt gegönnt, bin aber noch immer ohne fußbekleidung. Das wird sich aber in den nächsten tagen auch ändern. Und ich vermisse die schwüle schweißtreibende hitze von Samoa keineswegs. Aber die letzten dreihundert meilen werden wohl anstrengend werden.
Die winddrehung am vergangenen tag dauerte nur ein paar stunden, dann stoppte der richtungswechsel und der wind nahm zu. Bei mitte zwanzig knoten musste die genua kleiner werden und es ging gut voran. Das war wieder hoch am wind und diesmal war der autopilot aktiv, so dass das schiff ständig fahrt machte. Die sonne schien, leichte bewölkung, ein schöner reisetag und so ging es auch in die nacht hinein. Jetzt am vormittag hält die brise an, der motor muss noch für die stromverprassung der nacht sorgen und dann geht es an die letzten zweihundert meilen.
Samstag war der siebente tag der vierten woche und ich habe wieder etwas gelernt. Als ich noch kleiner junge war, gab es im radio sehr oft den seewetterbericht vom deutschen wetterdienst. Schön mit spitzer zunge gesprochen, für mich oft unverständliche meldungen, wie zum beispiel „ wind aus nordost, später rückdrehend“. Gestern habe ich nun erlebt, wie das im wahren leben so ist. Zuerst ging es richtung ziel und langsam änderte sich der kurs auf die route zurück. Ich fuhr solange es ging und in der nacht gab es eine kurze windunterbrechung.
Das ruder war ein ganz klein wenig in den wind gestellt und so machte das schiff kurz vor der route eine wende. Wenn ich es will, tut es das nicht. Ab zwei uhr fahre ich nun wieder richtung südost. Immerhin bin ich siebzig meilen netto näher zum ziel gekommen.
Somit bin ich in der vierten woche, die erfreulich war, und die erste, die nicht eingeplant war. Ich habe fünfhundertundachtzig meilen gesegelt und nur achtzig davon waren davon umsonst. Die ersten tage war der wind genau aus der richtigen richtung. Die strecke verlief entlang der route und weit weg von den Kermadec Islands mit den roten fahnen, die schon zu Neuseeland gehören.
Die zweite hälfte war abwechslungsreich in bezug auf die windrichtung. Mal von links oder rechts, und ich versuchte das beste daraus zu machen. Am ende war ich fast wieder auf dem geplanten weg. Die temperaturen sanken fortdauernd mit dem ergebnis, dass ich wieder socken um die füße habe. Und das beste, die stimmung ist gut bis besser.
Die arbeitswoche hat wieder angefangen, heute ist der zehnte und die entfernung zur ansteuerungstonne ist nur noch zweistellig. Das verfahren heute ist das gleiche wie gestern, kreuzen. Ich habe vier halsen gefahren, viele meilen umsonst und bin nur fünfunddreißig meilen näher heran gekommen. Der wind kommt aus der richtung, wo ich hin will. Zur zeit bin auf dem weg zurück zur route, wobei ich neue option habe, Opua in the bay of islands. Das ist gerade auch der noch kürzere weg. Das schiff fährt mit ein wenig zu viel tuch, aber sonst kann es den kurs nicht halten und der ist nur dieses verdammte südost. Die alternative wäre west. Alles ist kein rechter spaß und, wenn das so weiter geht, bin ich morgen auch noch nicht an land.
Diese art von reisen geht mir jetzt schon auf den senkel, man nennt es ‘aktives segeln’. Ich habe schon wieder vier halsen gefahren und das ergebnis vom vorherigen tag waren dreißig zu achtzig meilen. Somit werden die letzten hundert seemeilen zu einer nervtour.
Der kräftige wind mit zweimeterwellen, der schon wieder eine ankerboje auf den gewissen hat, ist abgeflaut. Da das meer nun wieder flacher ist, bin ich genau so schnell, leider auch in die gleiche richtung nach westen.
Meine neue idee ist, dass die orientierung nun die kürzeste strecke zu Whangarei ist. An dieser südkurslinie werde ich mich zur küste arbeiten. Wenn der wind so bleibt, muss ich an meine versteckten lebensmittel ran und wasser aus dem haupttank trinken. Jetzt am morgen sind es noch siebzig meilen und der wind kommt aus süd, mist.
Mittwoch, zwölfter Dezember und noch immer sind es fünfundsechzig meilen. Gestern ging es noch ein wenig nach westen, dann drehte der windhauch und ein südkurs war möglich, für zehn minuten. Vom wind blieb der hauch übrig und ich habe mal wieder die segel geborgen. Eine erste schiffssichtung eines stückgutfrachters am vormittag und der rest des tages war die totale flaute. Insgesamt bin ich dreiundzwanzig meilen weit hin und her getrieben. Zum glück sind es keine größeren verluste an strecke. Am abend versammelten sich noch ein paar dutzend seevögel hinterm schiff und konnten ruhig hinterher schwimmen.
Die zeit habe ich für eine gefahrlose dusche genutzt und ein wenig fürs putzen. Der zweiknotenpazifik ist zurück, wenigtens geht es nach süden. Wie lange noch, die gewitterfront, auf die ich zufahre, entfernt sich. Somit wird es wohl noch zwei tage brauchen, um ein bier zu trinken. Es wird anstrengend werden, der schiffsverkehr wird zunehmen und der schlaf ist nicht mehr gesichert, wie letzte nacht treibend mit dem ankerlicht.
Der letzte tag in kurzfassung: neun uhr leichter wind, zehn uhr segelbar, aber nur mit autopilot, vierzehn uhr land in sicht und ein kleines nickerchen, sechzehn uhr das meerwasser wird grün, neuer plan für die nacht: zum ziel segeln, hochwasser am ziel um mitternacht, neunzehn uhr großsegel geborgen und wollmütze aufgesetzt, zwanzig uhr windabfall und drehung, neuer kurs um einundzwanzig uhr, zweiundzwanzig uhr motor läuft, dreiundzwanzig uhr genua eingerollt, null uhr geschwindigkeit mit der sonne abgleichen, ein uhr zwei schiffe gesichtet, vier uhr dreißig sonnenaufganganfang, niedrigwasser um fünf, sechs uhr dreißig in der marina angelegt.
Ich bin in Whangarei angekommen, ein wenig später, als der plan es vorsah. Dabei habe ich siebenhundertneunzig stunden oder fast dreiunddreißig tage gebraucht, für mal kurz nach Neuseeland eine stolze zeit. Die gesamten erfahrungen zuvor, dass im durchschnitt siebzig gute meilen pro tag die norm ist, gilt hier auf dieser strecke nicht. Noch nie hatte ich so viele flautentage und so wenig wind. Fast zweitausend meilen bin ich gesegelt und ein viertel davon waren umsonst. Somit ergibt es einen durchschnitt von zweieinhalb meilen pro stunde oder sechzig schlechte meilen am tag.