Gestartet bin ich von fünf grad west und fünfzehn grad süd, die inoffizielle position von St.Helena. Die grüne geplante route zu den Azoren beträgt über dreitausendsiebenhundert seemeilen, netto. Ich hatte sie noch einmal verbessert, da die routenbibel den äquatorübergang im sommer weiter östlich empfiehlt. Mit der entfernung wurde es noch nie etwas, also wird es ein wenig mehr werden.
Und eine planung ist im nach hinein nur eine wunschidee. Aber das macht die reise mit einem segelboot aus, es kommt oft anders, als man denkt.
Dies ist meine aufzeichnung als kurzes tagebuch, damit ich mich in der wiederholenden eintönigkeit und an die kleinen geschichten später erinnern kann. Wem das zuviel ist, kann die wochenzusammenfassungen lesen oder ausschalten.
Tag1
Der erste tag ist der schlimmste. Die vorbeitungen liefen gut, nur die vierte segellatte wieder in ihre tasche zu bringen, war schwer. Das endstück hatte sich bis zum mast in der segelotasche mitnehmen lassen. Nur durch meinen fingerdruck konnte ich das teil fünf meter zurück bewegen. Windsteuerung einhängen, mit sonnenmilch eincremen und das farryboat anfunken. Jonny wollte mit einem scharfen messer die leinen zur mooring lösen und tat es auch. Der motor lief und ab ging es.
Die segellatte kam nach fünf stunden wieder zum vorschein und die hydraulik leckt schon wieder an der oberen steuerpumpe, wieso nur? Und nach einem kurzen trimm riss die verbindung vom grossegel zum unterliegstrecker. Dazu kommt, es ist achterlicher wind, den mag ich nicht. Fängt ja gut an.
Die erste nacht bringt neue geräusche und wenig schlaf. Am morgen hat sich die segellatte wieder heraus gearbeitet, diesmal nach hinten. Dabei ist das endstück verloren gegangen, segel geborgen, die teure latte gerettet. Mit soviel habe ich nicht gerechnet, wenigstens ein wenig über einhundertzwanzig seemeilen am ersten tag.
Tag2
Die nacht war besser als die erste, bis zur mitte der nacht. Der wind liess nach und das instabile gross flappte laut durch die wellenbewegung des schiffes. Alles nicht schön, fürs segel, fürs rigg und meine nerven. Nach einer stunde war es vorbei und es ging weiter, leider noch immer nicht auf der geplanten grünen route.
Am morgen hatte ich dann zwei steife besucher an deck, ganz klein und klein.
Bis zum mittag waren es fast einhundert meilen, der wind lässt nach. Auch ist der kurs nicht optimal, die abweichung von der grünen route ist schon über sechzig meilen. Es ist immer noch achterlicher wind.
Tag3
Die kiwies waren gestern zu ende, gerade noch richtig, die pflaumen und die gurke sind heute am ablaufen. Gestern lief es bis zum mittag recht gut, dann flaute es ab. Zuerst habe ich den motor laufen lassen, die batterien sollten wieder voll sein. Und dann sah ich den nächsten schaden, ein rutscher einer segellatte war gebrochen. Und es ist ein guter teurer, ein kleiner wagen, um die reibung zu reduzieren. Also segel runter und austauschen. Der wind kam nicht zurück und die kleine genua hielt den kurs bei geringer geschwindigkeit. So ging es durch die nacht und bis zehn uhr morgens. Genau die richtige zeit, um die verbindung zum unterliekstrecker zu nähen. Bis zum mittag segelte das schiff drei knoten über grund.
Die ausbeute ist knapp über fünfzig meilen.
Tag4
Es lief recht gut bis zum nachmittag, da versagte der wind wieder. Zuerst habe ich es mit Mr.Perkins versucht, zur überbrückung, aber es half nichts. Vor sechs uhr ging das gross herunter, diesmal ohne schäden. Mit einer kleinen genua treibend durch die nacht.
Das ergebnis ist nicht berauschen, etwas über vierzig meilen, zwanzig prozent davon mit dem motor. Am morgen war die see einigermassen ruhig und ich habe die hydraulik mal wieder entlüftet, drei stunden arbeit, hoffentlich ist es diesmal besser.
Tag5
Es ging ohne wind in die nacht hinein. Nach mitternacht träumte ich von einen lauten hubschrauberangriff, zeit aufzuwachen. Der windgenerator drehte, es kommt wind auf. Am morgen dann motor an, in den wind drehen und das grossegel setzen. Lief recht gut, nur es plätscherte aus der oberen steuersäule. Habe wohl nicht alles richtig entlüftet.
Die letzten tomaten sind aufgegessen und ich habe schon das zweite müsli mit zitronensaft gegessen. Geht gut, ich mag es sauer. Das etmal ist fast fünfzig meilen, die nacht war langsam, und jetzt geht es gut voran. Der idealkurs ist nordwest, es geht aber nur nordnordwest, das hatte ich schon mal schlechter.
Tag6
Alles fing so schön an, richtiger wind, dann drehte er in die gute richtung. So ging es auch in die nacht hinein, bis zu sechs knoten fahrt. Am morgen vor sechs uhr fing es dann richtig an, bis zu sieben knoten, leider nach nordnordost. Also aufstehen und eingreifen, der regenschauer hat sich auch schnell beruhigt und um halb neun musste ich das gross bergen, kein wind mehr.
Die todesbilanz sind vier kleine fliegende fische, steigerungsfähig. Um elf war der wind wieder brauchbar und es wurden fast einhundertzehn meilen, geht doch.
Tag7
Am nachmittag kam das erste mal ein wenig feuchtigkeit vom himmel, seit dem ich St.Helena verlassen habe. Dazu kommt ein auffrischender wind mit einer starken drehung. Ist das ganze vorbei, aufpassen, oft schlägt das grossegel um. Ich habe schon sehr oft den motor gestartet. Auch gibt es wieder neuen bruch, diesmal ist es die oberste kleine segellatte mit einem knick versehen. Zum glück habe ich dafür noch einen ersatz.
Ab mitternacht habe ich beigedreht, der wind war zu stark und der kurs ging nach nord mit ost. Somit habe Ich am morgen gerefft. Die bilanz, eine weitere gebrochene segellatte, zwei kaputte umlenkrollen im reff und der mast für den windgenerator ist stark verbogen. Dort hatte sich eine reffleine vertörnt und das ganze verzogen. Des weiteren sind zwei weiter tote fische an deck und meine laune ist mies. Dass ergebnis sind fast hundert meilen.
Woche1
Es lief alles nicht so sehr gut an. Vieles ging kaputt, einiges davon konnte ich reparieren. Die hydraulik leckt noch immer, wenn der autopilot eingeschaltet ist. Das ergebnis von fünfhundertsiebzig seemeilen ist kein rekord. Zwei tage lang war flaute und danach war zu viel wind, bis ich gerefft hatte. Achterlicher wind ist nicht so mein ding, aber die windfahne kann es richten, meistens. Der abstand zur geplanten grünen route beträgt fast hundert meilen und ich werde die insel Ascension im osten passieren. Der motor lief zehn stunden.
Tag8
Super wind, alles verlief gut, bis mitternacht. Das gleiche schauspiel, kurs nordost mit viel speed. Also wieder beidrehen und treiben lassen. Am morgen ging es dann weiter, allerdings war ich aktiver rudergänger, wie langweilig. Immer wieder eingreifen, der wind war noch immer zu kräftig. Die segellatte nummer drei arbeitet sich langsam aus der tasche hervor, in der höhe der unteren saling. Da es schon zwei teile sind, ist keine eile geboten, das teil ist schrott. Die reffleine am schothorn hat sich in der rolle fast zerlegt, rettungsmassnahmen sind eingeleitet. Da hilft es auch nichts, dass jemand ‘Selden’ auf den block geklebt hat. Die todesrate ist in dieser nacht nur auf drei gestiegen. Trotz der umstände sind es hundert meilen geworden.
Tag9
Der reffblock hat sich fast zerlegt und der lattenwagen an der dritten latte ist auch im arsch. Warten bis zur nächsten flaute, um vieles wieder in ordnung zu bringen.
Um neunzehn uhr stand das gross wieder back, windfahne demontiert und abwarten. Anständige kurse ohne hilfsstellung waren nicht mehr möglich. Zudem sind die oberen beiden rutscher kaputt und ein weiterer in der mitte. Morgen also segelrefit. Ganze zwei stunden habe ich repariert, das gross klemmt aber auf höhe der saling. Die segellatte ist heraus, die umlenkrolle des reffs ist ausgetauscht und nun ist abbruch. Selbst mit sicherheitsgurt komme ich nicht den mast hinauf. An der klemmstelle schwankt es um zwei meter und die anzahl meiner arme ist begrenzt. Die genua ist halb gesetzt, leichte fahrt mit drei knoten und ich warte auf eine flaute. Das etmal ist bescheidene siebenundsechzig meilen.
Tag10
Die genua ausbäumen hat nichts gebracht, alles zu steif für achterlichen wind. Somit recht vorsichtig, nicht zu oft die halbe genua flappen lassen. Grösser geht es bei diesen wind nicht, die windsteuerrung ist überfordert.
Die nacht war langsam, guter schlaf und am morgen nichts neues. Sechs tote gingen über bord. So ist es doch immer, wenn kein wind ist, braucht man ihn, ist es zu viel, will man weniger. Das gleiche probelm mit zu warm, zu kalt, nicht genug und viel mehr.
Das etmal ist wieder zu wenig, nur fünfundsechzig seemeilen. Wenn das so weiter geht, bin ich erst in zehn tagen in der kalmenzone. Die schwankungen des schiffes sind oft vom rumpffenster zur anderen seite. Eine mastbesteigung kommt noch immer nicht in frage.
Tag11
Es lief schon mal langsamer, Pazifik, Indik. Abwarten, der rutscher vom segelkopf hat sich mit dem bruchstück vom ersten rutscher verklemmt. Mein abschmelzendes gewicht reicht nicht aus, um das segel zu bergen.
Um das schiff herum schwimmen um sechs groldmakrelen, zwei zu grosse und vier in der richtigen grösse. Morgen werde ich es mal versuchen eine zu fangen.
In der nacht habe ich im abstand von hundert meilen Ascension querab passiert. Die geschwindigkeit ist nicht berauschend und das etmal beträgt nur dreiundsechzig meilen.
Tag12
Der erste versuch für einen fisch lief nicht so gut für mich, er hatte angebissen und verschwand mit meinem haken und wirbel, mist. Ein stück fisch an einen neuen haken und über nacht ins wasser, kein erfolg. Heute morgen einen kleinen fisch an deck gefunden, wieder eine chance.
Gegen abend dann das nächste schlechte ereignis, meine autopilotsteuerung ist ausgefallen. Nicht so wild, da die pumpe auch nicht richtig läuft, aber so geht sie gar nicht. Was nun aber auch fehlt ist die information des rudersensors und das ist blöd. Zum glück erscheint der winkel auf dem display am navitisch. Dafür brauche ich lange augen. Ich möchte kotzen, aber das letzte müsli ist gerade im bauch angekommen.
Der wind legt zu, mastbesteigung vertagt, das etmal beträgt vierundsiebzig meilen.
Tag13
Das autopilotproblem löst sich nicht, wahrscheinlich lautet der fehlercode auf ein busproblem hin, nur wo. Danke Tecnautic für die schlaffe unvollständige information. Das angeln war nicht erfolgreich, vier tote fische als köder und keine goldmakrele wollte beissen. Somit gibt es heute wieder fisch aus der konserve.
Der wind frischt auf, so um fünf bis sechs. Das ganze kommt dem etmal zu gute, vierundachtzig meilen. Ausserdem habe ich die ersten tausend seemeilen seit St.Helena gesegelt. Bis zum äquator sind es zum optimalen punkt noch fünfhundert oder direkt nord zweihundertfünfzig meilen.
Tag14
Heute nur zwei leichen an deck, also zwei versuche einen fisch zu fangen. Alternativ geht es vegetarisch mit einer bohnentomatensuppe. Für einige tätigkeiten braucht man hingabe, angeln ist so etwas. Mir ist das zu langweilig und nachdem der erste köder im ozean verschwunden ist, habe ich den zweiten auf den haken gedrückt. Die angel steckte in einem alten rohr am heck. Nach zwanzig minuten war die angelleine stramm, und ich habe sie mit der hand eingeholt. Am ende war eine goldmakrele, in der richtigen grösse. Auf dem deck geriet der fisch in panik, warum auch nicht. Ich versuchte ihn festzuhalten und er war ruhig. Für eine kurze zeit und dann glitschte er mir mehrfach aus den händen. Er hat es mit dem köder und ohne den haken wieder ins wasser geschafft. Ich miefe nach fisch. Ab sofort wird nur noch mit handschuhen geangelt, damit sich die sehne nicht in den finger schneidet.
Am abend die nächste panne, der traps von der küchenspüle ist fast ab und das abwasser verteilt sich darunter. Zum glück war nur die befestigungsschraube vom sieb verschwunden. Bei der demontage brach aber auch der schlauchanschluss. Mit kleber, schrumpfschläuchen und tape ist es einigermassen fixiert. Hoffentlich bis nach europa. Das etmal ist eher bescheiden, siebzig meilen.
Woche 2
Seit sechs tagen segel ich nur mit der genua und dem rest des goss, das nicht geborgen werden kann. Die wellen sind zu gefährlich für einen mastaufstieg, auf einen persönlichen schaden kann ich verzichten. Der fischfangversuch ist noch nicht beendet, ich lerne noch. Immerhin habe ich die ersten tausend meilen schon geschafft, auch wenn es keine nettomeilen sind. Den optimalen übergang am äquator werde ich auch um viele meilen verpassen. Man nimmt, wie es kommt.
In dieser woche waren es fünfhundertundzwanzig meilen.
Tag15
Der wind nimmt ab, kein fischfangversuch, da ich noch reste von der tomatensuppe habe. Auch die nacht war ruhig, nur am morgen hatte ich einen nordöstlichen kurs. Das ziel ist aber nordwest. Zudem war der wind fast weg, aber die wellen noch nicht ganz. Erst am vormittag habe ich mich auf den mast getraut. Das verklemmte teil vom abgebrochenen rutscher konnte ich lösen und das segel bergen. Nun muss ich nur noch den rest wieder ergänzen. Seit zwei stunden läuft auch der motor, die batterien waren nach einer woche etwas mau. Das etmal ist mit sechzig meilen bescheiden.
Tag16
Nachdem die brennende sonne ein wenig abgeklungen war, habe ich die rutscher am gross ausgetauscht. Ein lattenwagen war auch defekt und die reste einer segellatte habe ich aus der oberen tasche gefischt. Da kein brauchbarer wind herrscht, ist das segel zusammen gebunden. Vielleicht morgen wieder in die nut einfädeln. Die geschwindigkeit ist knapp über einen knoten, die richtung stimmt. Bald komme ich in eine westströmung, die bis zwei grad nord anhält. Dann muss ich segeln oder Mr.Perkins hat etwas zu tun.
Am morgen der erste radaralarm, nichts sichtbar. Aber zwei meilen entfernt ein runder grosser punkt. Nach drei minuten war der squall da, wasser für zwei minuten in grossen einheiten vom himmel. Mein deck war seit vierzehn monaten nicht mehr so sauber. Kurz vor mittag gab es das gleiche schauspiel noch einmal. Das etmal ist ein negativrekord von sechsunddreizig meilen.
Tag17
Meine kleinen schwarzen käfer sind wieder da. Wo sie überlebt haben, ich weiss es nicht. Es sind auch nicht so viele täglich, im zehner bereich. Jedoch habe ich eine quelle entdeckt, meine bratnudeln von St.Helena. Zwei pfund achtzig für umsonst. Mal sehen, ob es das war.
Heute morgen habe ich dann auch das gross gesetzt. Alles sehr aufwendig, immer zwei rutscher einfädeln, verschluss verschrauben und hoch ziehen. Das ganze wiederholen bis das segel steht. Der achterliche wind hat sich nicht wesentlich geändert, am nachmittag ist das segel zweimal herum geschlagen und ein rutscher ist schon wieder gebrochen. Passt ja, wollte sowieso ins erste reff. Zwischen drin war der motor an, es fehlte der wind. Am morgen zweimal fehlalarm, besser so, als ein unterdrückter. Das etmal ist vierzig meilen.
Tag18
Der halbwindkurs am nachmittag war mal etwas neues. Leider habe ich kein optimum zwischen segel, wellen, wind, windsteueranlage und gegenruder gefunden. Dazu kamen noch regenschauer am nachmittag, aber warm. Zum abend hin habe ich dann das gross geborgen und bin auf drift für die nacht gegangen.
Zum einschlafen gab es pünktlich einen fehlalarm. Der regenschauer in vier meilen entfernung wollte aber nicht abregnen, eine schlafbehinderung.
Am nächsten tag dann mit der handsteuerung bis zum mittag. Alles kein spass und das etmal ist nur fast fünfzig meilen.
Tag19
Heute sind es nur noch unter einem grad zum äquator, aber dreihundertdreizig meilen bis zum optimalen übergang. Ich bin ein wenig vom kurs abgewichen, wird schon irgendwie gehen. Zum abend hin habe ich die genua verkleinert und mittig fixiert. Eine drift mit einem knoten durch die nacht.
Am morgen nach dem ersten becher kaffee habe ich wieder das gross gesetzt. Das ist für mich immer eine herausforderung. Aber diesmal war es leicht und das ganze system segelte auf dem richtigen kurs, warum nicht gleich so. Mein fischdecksopfer hat sich nicht als guter köder erwiesen. Entweder sie haben ihn abgeknabbert oder er ist vom haken abgebrochen. Das etmal ist trotz der drift fast sechzig meilen.
Tag20
Tagsüber ein guter segeltag, kaum eingriffe ins system, das schiff kann das alleine. Ich muss nur dafür sorgen, ein wenig nach westen zu kommen.
Alles lief bis zum sonnenuntergang recht gut und dann war der wind aus.Hatte wohl jemand die sinnlosen Co2 zertifikate nicht gekauft, einige nicht reich gemacht und somit war die windmaschine ausgeschaltet worden. In der nacht bin ich nach osten gedriftet und um acht uhr ging Mr.Perkins ans werk. Nach zwei stunden habe ich aufgegeben und die hydraulik mal wieder entlüftet. Das geht auf dem bewegenden meer schlecht, das ergebnis ist noch immer luft im system. Das etmal ist fast fünfzig meilen.
Tag21
Ab mittag läuft der motor wieder, kein wind und die see ist flach. Noch acht meilen bis zum äquator. Am nachmittag war ich dann auf der nordhalbscheibe. Wieder kein foto oder ein video, um das atemberaubende schauspiel des nullenüberganges zu dokumentieren. Diese heroische aufgaben überlasse ich den wahren helden der hochseesegelfahrt.
Die leichte fahrt mit vier knoten und neun motorstunden reichen für den ersten tag bis sonnenuntergang. Mit einem funktionierenden autopiloten sind zweiundfünfzig meilen kein thema.
Woche 3
Seit einundzwanzig tagen bin ich unterwegs. Diese woche war kein renner, zu wenig wind und zwei tage motoren. Dabei soll die kalmenzone erst ab zwei grad nord anfangen. Meine hydraulik machte auch wieder ärger, das problem ist das entlüften. Dieser reparatur geht in der nächsten marina, der zylinder muss vom ruder getrennt werden.
Das wetter ist freundlich zu mir, zu viel sonne. Wenigstens habe ich das grossegel wieder an den mast gebracht. Das ergebnis mit zweihundertachtzig meilen ist ein wochentrauerspiel.
Auf der wochenroute sind zwei neue fahnen zu sehen. Die blaue geht mit der route westlich an den Cap Verden vorbei. Die blasse östlich, nicht mein favorit.
Tag22
Die nacht war sehr hart oder heiss. Mr.Perkins mit allen drum und dran bringt es auf sechshundert kilogramm. Diese brauchen über einen halben tag zum abkühlen, somit war es saunawarm im schiff. Der schweiss verdampfte sofort.
Morgens um acht ging es los, stunden langes steuern. Nach langen und öden elf stunden motoren war die sonne unterm horizont verschwunden und die nachtphase beginnt.
Die see ist bleiernd, kein wind und die abwechslung ist ein wenig treibender plastikmüll. Der motor läuft monoton und kontinuierlich. Das etmal liegt bei über fünfzig meilen. Die strömung ist nicht wie in den pilotcharts angegeben und auch die rossbreiten sind nicht dort, wo sie sein sollten. Natürlich alles global worming. Der hintere tank ist schon leer.
Tag23
Am morgen früh los, die sonne ist da noch friedlich. Der letzte apfel war auch noch gut, nicht faulig oder angeditscht. Die pausen am mittag für die aufzeichnungen und am nachmittag unter deck zum abkühlen. Es weht kein wind und ich werde am fünfsechstel steuerrad gebraten, der fehlende part ist abgerottet.. Nach dem sonnenuntergang und der mondsicht kam ruhe zur nacht ins schiff. Um halb eins in der nacht, der erste richtige alarm für ein schiff in acht seemeilen entfernung. Hell erleuchtet, sah nach einem kreuzfahrtschiff aus.
Am morgen war es mal dunkel, viele wolken und eine gewitterfront. Darauf hin bin ich losgefahren. Zuerst direkt darauf zu, dann mal sehen links vorbei, vor dem mittag auch ein versuch auf rechts. Dann kamen noch blitze hinzu und ich warte treibend ab. Das etmal ist knapp fünfzig meilen mit dem motor.
Tag24
Der himmel war bedeckt, die sonne hatte pause. Die fahrt ist langweilig, der vierte tag mit motor. Der deckel vom stieltopf ging über bord, als ich ihn reinigen wollte, mist verdamter. Mr.Perkins ging um halbacht zur ruhe.
Der regenalarm in der nacht war ok, alle luken dicht. Nur viel regen ohne wind.
Am morgen musste natürlich ein teller als deckelersatz vom topf fliegen und sich auf dem boden zerlegen, doppelter mist. Die linie von der originalen kalmenzone habe ich überschritten, hat sich alles verschoben. Das etmal ist diesmal fünfzig meilen.
Tag25
Es fing wie immer an, kaffee kochen, motor an, pancake vorbereiten und los. Becher und kanne in die plicht und langsame fahrt voraus. Der himmel ist wieder bedeckt, aber es ist gut für meine sonnenbrände. So recht weiter kommen geht mit fast fünfzig meilen nicht. Bis zum nachmittag lief es gut, der geplante kurs konnte fast gut gefahren werden.
Nur dann stellte sich wieder eine gewitterfront vor der route auf, wie gestern. So ein dunkles teil im halbkreis von hundertsechzig grad um meine position herum. Links wird das wasser angesaugt, dann kommt eine erste abregenzone, danach ein tunneldurchblick. Dahinter sieht es normal aus. Und weitere regenzonen. Ich wollte mitten durch und kurz davor stieg der wind von vier auf dreizig knoten, leider genau gegen an. Der versuch daran vorbei zu fahren scheiterte auch, also treibend in die nacht hinein, mit regen.
Tag26
Der morgen ist bedeckt, noch ist nicht alles trocken geworden. Es gab viele regenschauer, geduscht werden muss ja auch mal, links regenwolke, links hinter mir drei regenwolken, rechts hinter mir ein schwarzes monster und vor mir ein tor, dahinter sonnenschein.
Bis zum mittag fast fünfzig meilen, leider in der nacht fünfzehn davon verloren gegangen durch das driften, das heisst weitere fünfzehn, um dort wieder am anfang zu sein.
Um fünf wieder das gleiche schau spiel. Diesmal vierzig knoten wind querab, fliegendes wasser und kein ende. Nach über eine stunde habe ich die luken geschlossen und warte ab. Die drift beginnt in eine gute richtung.
Am morgen eine weitere routine, diesel nachfüllen, öl kontrollieren und schreck. Das motorfundament steht im wasser. Schnell die andere motorwand entfernt und es sind fünfzig zentimeter wasser im motorraum. Die bilgenpumpe arbeitet langsam, nach einer halben stunde ist das meiste raus. Die ursache ist ein geplatzter schlauch zur abgaskrümmerkühlung. Auch das teil ist nun erneuert, so gut es ging.
Tag27
Gestern abend hatte ich im pilothouse beschlagene scheiben von innen. Draussen wütete ein kräftiger wind, also dort war es kalt und kondensatbildung. Der dieselverbrauch steigt langsam an, bei gleicher umdrehung, hmm. Robbi der nassauger macht auch schlapp, lief die letzte zeit nur mit schlägen auf den kopf zum anlaufen. Unter dem klo und unter der spüle sammeln sich verschiedene sorten von farbigen flüssigkeiten und kein absaugen möglich. Der sonnenschutz ist auch repariert, der wind war gestern zu heftig. Eine nette ruhige fahrt geht anders.Heute ist der siebente tag mit dem motor und ich werde langsam gar. So um hundertfünfzig liter diesel sind schon durch und ein ende ist nicht abzusehen. Bis drei grad nord habe ich es schon geschafft und es geht weiter, irgendwann kommt der wind wieder.
Der morgen war mit einer nicht erfolgreichen reparatur von Robbi vertan. Nach dreizehn jahren stetiger arbeit ist nun ein ende. Die kohlebürsten sind runter, die schrauben sind verrostet und aufbohren führt zu einem totalverlust, ein trauriges schüss.
Der negativrekord von sechsunddreizig seemeilen ist eingestellt. Und das am achten tag mit motor.
Tag28
Die sonne brennt und ich habe die falsche kleidung an. Synthetik, schweisstreibend und nicht hilfreich. Am ende sitze ich im schlüppi mit einem handtuch um die schultern, meinen brasilianischen arbeitshut mit breiter krempe und nackenschutz auf dem kopf. Zusätzlich habe ich noch den regenschirm als sonnenschutz in der hand. Mein trinkverbrauch liegt bei über vier liter.
Dann das erste schiff nach vier wochen am horizont gesichtet, ein schüttgutfrachter, unbeladen. Ausser einer alten rettungsweste im wasser, gab es keine ablenkung. Abgesehen von einer idee einer planänderung, vielleicht laufe ich die Cap Verden an und behebe meine probleme.
Der morgen verlief so wie die nacht, regnerisch bis wolkenbruch, ohne wind. Also ist einmal etwas wartung von der liste angesagt. Das etmal hat sich noch einmal um eine meile reduziert.
Woche4
Die ganze woche lang gab es keinen wind und somit war der motor tagsüber an. Ich sass an der steuerung, da der autopilot ja nicht funktioniert. In dieser zeit habe ich mich vom äquator bis fast vier grad nord hinauf gearbeitet. An der fetten roten linie sollte erst die flaute beginnen. Frust macht sich breit. Es waren nur zweihundertsechzig meilen mit fünfzig motorstunden. Mr.Perkins verbrauchte um hundertsiebzig liter diesel, damit hatte ich nicht gerechnet. Mein nassauger hat aufgegeben, es ist viel wasser im schiff. Der motorraum war zu einen halben meter voll. Dies ist ein grund mehr die route neu zu überdenken.
Tag29
Regen, regen, regen. Hat natürlich auch konsequenzen. Wasser im schiff und nicht gerade wenig. Die genuaschienen lassen nach dreizehn jahren deckswasser durch. Kontrolliert läuft es über die dampfsperren, bis es dann auf die querspanten trifft. Bei überfüllung geht es weiter runter bis zu den tiefsten punkten und dort sammelt es sich. Mit dem feudel habe ich so einiges aufgenommen.
Nach dem regen konnte ich noch drei stunden mit dem motor weiter kommen.
Am morgen flaches wasser, mehr flaute geht nicht. Also so lange die sonne nicht brennt, kleine fahrt voraus. Das etmal ist unter dreizig meilen.
Tag30
Ich komme langsam ans laufen. Morgens geht es noch, wenn die sonne noch nicht so kräftig ist. Mittags dann eine pause, auch am nachmittag. Der regen hat aufgehört und so kommt auch kein wasser nach. Leider geht mein trinkwasser zur neige, vier liter trinke ich täglich. So muss bald der wassermacher an die arbeit Das geht aber nicht während der fahrt, da ich mich noch nicht teilen kann.
Viel ist nicht mehr passiert, zwei tüten nudeln gingen mit seiner besatzung über bord. Kaufe zwei und eine weitere ist frei, bringt bei dem eiweissgehalt auch nichts. Das etmal ist noch einmal ein negativrekord, das muss besser werden.
Tag31
Tanz in den Mai war hier nicht im angebot. Dafür am morgen so etwas wie eine idee von wind. Nach zehn tagen flaute ist alles mehr, halt wind. Das ergebnis waren zwei knoten für einige wenige stunden bis zum mittag. Währen dessen habe ich hundertzwanzig liter diesel umgefüllt.
Am nachmittag gab es schnuppersegeln für zwei stunden und mit höchstens zwei knoten. Dafür auf dem richtigen kurs. Nach zehn tagen ist es mal erholsam.
Die drift in der nacht kostete zehn meilen. Ausserdem ist das letzte stück lakritz gelutscht und die letzte zitrone in einer limonade aufgegangen. Das etmal sind lausige vierunddreizig meilen.
Tag32
Am morgen habe ich versucht den watermaker zu reaktivieren. Nach einer sehr langen zeit über zwei jahren vergisst man vieles. Ein schalter hat den geist aufgegeben, aber am ende scheint es, dass es funktionieren könnte. Ich habe lieber mal den wind genutzt, zwei knoten fahrt und später kam der motor hinzu. Genua und motor unter tausend umdrehungen ergibt vier knoten fahrt.
Am morgen war der himmel total bewölkt, der watermaker rief. In zwei stunden habe ich zehn liter wasser produziert, es sollten hundert sein. Das problem ist die förderpumpe, liefert sie nicht, ist kein vordruck für die hochdruckpumpe vorhanden und diese stoppt dann.
Vor dem mittag regnet es draussen mit gewitterwolkenwind, auch mist. Das etmal liegt bei zwanzig meilen, zehn davon sind abdrift.
Tag33
Bis zum mittag war nur dauerregen mit gewitter wind und fliegendem wasser um mich herum. Also irgendetwas machen, damit die zeit vergeht. Zum beispiel wasser mit dem feudel aufnehmen, die bilgenpumpe aktivieren, oder nur lang hinlegen. So ging es in die nacht hinein, nur zwei stunden vor sonnenuntergang motort, damit die batterien wieder ein wenig saft bekommen. In der nacht drift teilweise in eine gute richtung.
Der nächste morgen fing wieder mit flaute an, aber das war gut so. Ich musste wasser produzieren, segelbarer wind macht die entscheidung nicht leichter. Ich habe einen bypass vom bordeinlass direkt zur förderpumpe gelegt. Es ist schön, wenn mal etwas funktioniert. Kein ausfall und frisches wasser bis der inverter unterversorgung beklagt. Das etmal ist nur noch siebzehn meilen
Tag34
Auch am nachmittag lief der wassermacher zeitweise, erstmal wieder strom in die baterien kriegen. Dafür geht motorsegeln für den strom und dazu vier knoten fahrt. Der watermaker vernuckelt mit dem inverter zusammen um fünfzig ampere und weitere fünf ampere für die förderpumpe. Das ist zu viel für die fünfundfünfzig apere lichtmaschine, die produziert wenn es gut läuft gerade dreizig davon.
Eine ruhige nacht und der morgen war mit glattem wasser. Der vorerst letzte tag vom watermaker, der haupttank ist fast voll, das system ist gespült und die filter sind zerlegt. Mal sehen, wann er wieder gebrauchst wird. Seit zwei wochen läuft nun der motor und das hat auch erst mal ein ende. Die tankstelle ist noch sehr weit entfernt. Somit liegt das etmal wieder nur bei siebzehn meilen.
Tag35
Mal etwas anderes, seit mittag ist der motor aus, es ist kein wind in sicht. Das gute daran ist, dass die drift in richtung norden geht und über einen knoten schnell ist. Mal sehen, wie es in der nacht sein wird. Nach dem aufräumen habe ich mir mal wieder ein analoges buch gegriffen. Ich habe wohl alle schon zweimal gelesen.
Die drift ist heftig, die strömung geht mit eineinhalb knoten richtung osten. Der segelversuch am morgen war nicht erfolgreich, somit ein wenig zu motoren. Also abwarten, es wird sich ändern. Das etmal ist fast dreizig meilen.
Woche 5
Keine gute woche, viel regen, kein wind und einiges wieder an bruch. Der regen dringt durch die genuaschinen ins schiff und sammelt sich. Die rollanlage muckt beim aufrollen und jetzt auch schon beim abrollen. Das problem ist erstmal mit öl gerettet, aber nicht gelöst. Zum ende der woche gerate ich in eine ostströmung und die bringt mich nicht näher zum ziel. Dafür habe ich den watermaker zum laufen gebracht, viele flaschen gefüllt und den haupttank. Durst hat erstmal auch ruhe. Mit dem motor oder per drift sind hundertsiebzig meilen zusammen gekommen.
Tag36
Flaute am nachmittag bis zum tee. Dann aus verzweifelung, da der driftkurs bereits auf südost hinaus lief, das segel ausgerollt und den motor gestartet. Das beste ergebnis waren fünfundsiebzig grad. Auf der anderen seite konnte ich bis dreihundert segeln. Jedoch ohne motor lief nichts oder driftkurs süd. Am ende bin ich auf einem fast ostkurs nur mit segel in die nacht hinein.
Das segeln ging bis fünf uhr und dann war mir das zu viel. Fünf gewitter um mich herum und dann blieb der wind weg. Draussen wurde es kalt, genua schnell eingerollt und danach war land unter mit blitz und donner. Der regen flog waagerecht, somit auch regen im schiff.
Von morgens um neun bis elf uhr leichter wind und dann wieder aus. Ohne motor geht es immer noch nach südost per drift. Das etmal war mal besser mit sechzig meilen, aber keine guten nettomeilen.
Tag37
Flaute auch am nachmittag. Wie soll ich dabei nur ankommen und wenn ja,wo. Zum sonnenuntergang wollte ich noch ein paar meilen gut machen und es endete in einer gewitterfront, sehr feucht.
Am morgen gab es wind, zugeteilt bis kurz vorm mittag. Motorsegeln mit teilweise über fünf knoten und reffen musste ich auch einmal. Der kurs ist nur fast nordwest, ohne motor kommt das schiff noch nicht einmal auf west. Zum einen der wind und die kräftige strömung. Heute nacht durfte ich nach süden gleiten. Das etmal ist bei mitte dreizig.
Tag38
So schön es morgen mit flucht vor den gewittern richtung blauer himmel gelang, desto feuchter wurde es wieder am nachmittag. Kein wind, wellen aus allen richtungen und die strömung waren gegen ein segeln. So ging es in die nacht hinein.
Am morgen war dann brauchbarer wind, richtiger kurs und teilweise musste ich die genua wieder reffen. Lief alles super bis zum mittag und dann war aus.
Danach blieb die ekelige dünung aus verschiedenen richtungen, der wind war zu schwach, das segel stand nicht. Zum abend hin wurde es besser, aber nicht gut. Die zeit habe ich für einen bilgenpumpeumbau genutzt. Der impeller war nur noch eine idee des originalen zustands. Die backuphandlenzpumpe wollte auch nicht mehr und somit kam eine neue ins spiel. Läuft soweit, es soll ja nicht für immer sein. Das etmal war wieder mitte dreizig.
Tag39
Segeln ist etwas anderes, als das was ich hier erlebe. Die flautenzeit ist schon überdehnt und der gute wind will nicht vorbei kommen. Ich bin froh, wenn das driften in die richtige richtung geht, auch wenn es nur ein knoten ist. Heute vormittag lief es wieder mal anders, der driftkurs war plötzlich nordost. Den motor schone ich auch, brauche ihn und den diesel noch später.
Zudem habe ich mal wieder eine blessur oder eine doofe wunde. Als ich den watermaker reaktiviert hatte, habe ich dabei meinen rechten zeigefinger gequetscht. Tat kurz weh, nagel und haut waren intakt. Jetzt tage später kommt die verletzung zu tage. Zuerst war der finger dick und heute morgen im bereich des nagelbetts dunkelrot und gelb. Hautschere reinstecken und raussüppen lassenmit der brühe. Als wenn ich nicht schon genügend andere problemchen hätte.
Bis zu den Cap Verden sind es noch siebenhundert seemeilen. Die Azoren scheiden erstmal aus, das wird die nächste etappe werden. Wenn es heute gut läuft bin ich morgen über den siebenten breitengrad. Das etmal ist wieder mitte dreizig.
Tag40
Es fing super an, segeln ohne motor und fast auf dem geplanten kurs. So lief das bis zum abend und mit einer kleinen genua in die nacht hinein. Dann kamen allerdings auch heftige regenschauer. Am sehr frühen morgen war es vorbei, segel eingerollt und abwarten. Nach dem letzten kaffee, also ab jetzt wird es tee geben, gab es eine drift in alle richtungen mit kleiner geschwindigkeit. Abwarten, ruhig brauner.
Kein gewitter, kein wind. Endlich bin ich wieder über den zwanzigsten längengrad und habe den siebenten breitengrad nord passiert. Der motor muss noch einmal für strom sorgen und das etmal ist das gleiche, wie die letzten tage.
Tag41
Die erste hälfte vom tag ist vertan. Kein wind, störende wellen, das schiff pendelt zu beiden seiten. Dazu kommt eine bekannte drift nach südost mit einem knoten. Also werde ich morgen wieder unter dem siebenten breitengrad sein.
Ab neun uhr war motorsegeln bis um halbzwölf auf dem programm. Der wind nahm nicht zu, ein wenig strom ist geladen und nun segel ich. Kurs südwest, mehr geht nicht bei zwei knoten. Den zwanzigsten längengrad ist mittags wieder überschritten, an nummer sieben arbeite ich später. Hier war ich vor achtzehn stunden schon einmal, daher das etmal auch unter dreizig.
Tag42
Flaute am nachmittag und die nacht hindurch. Zwanzig meilen drift nach südwest, kontraproduktiv. Am morgen mit dem ersten pfefferminztee, kaffee ist aus, motorsegeln. Zuerst der versuch nach westen, konnte ich nicht erreichen. Also gegenkurs und es wurde nordost und besser. Um zehn uhr überschlagen sich die ereignisse. Das zweite gesichtete schiff, ein LNG-tanker zwei meilen querab. Und zur gleichen zeit ein imbiss von ungefähr fünfzig delphinen am boot. Diese machten keine geräusche beim atmen und die aufschrecker der gang sprangen nicht nur, sondern es gab saltos und schrauben in der luft. Mal etwas neues. Das etmal mit vielen motorstunden beträgt achtunddreizig meilen und ich bin kaum weiter gekommen.
Woche 6
Schon wieder keine gute woche. Kaum wind, ich bin noch nicht einmal einen tag durchgesegelt. Wenn das segel eingerollt ist, kommt eine strömung und die bringt mich nicht näher zum ziel.
Mein persönliches problem ist mein rechter zeigefinger. Die nagelwurzel wurde gequetscht und es süppt glücklicher weise. Zum ende der woche sind die schmerzmittel abgesetzt und der heilungsprozess hat begonnen.
Das segelergebnis mit zweihundertsechzig meilen ist traurig, der grössere anteil war für die katz. Es sind noch über sechshundert seemeilen bis nach der option Mindelo.
Tag43
Langsames segeln am nachmittag nach nordost, etwas besseres gab es nicht. Driften ist hier in richtung südost. Es lief bis abends um elf, radaralarm von hinten. Genua eingerollt, dabei bin ich völlig durchnässt und dann drehte der wind um hundertachtzig grad für zehn minuten. Danach alles zurück, mit zu wenig wind. Also weiter driftend durch die nacht.
Am morgen neuer versuch nach west, dann nach ost. Die gegend hier kenne ich schon, diesmal fahre ich durch meinen alten kreis hindurch. Das etmal liegt bei dreiunddreizig meilen und ich komme hier einfach nicht weg.
Tag44
Was kann man segeln, nordost oder südwest, was geht. Da ich die gegend schon gut kenne, ging es nach nordost. Leider wurde dieser kurs am abend und in der nacht zu ost. Da habe ich dann mal eine halse gefahren im stockdunkeln. Dann ging es wieder zurück, aber auch nicht berauschend. Um sieben uhr gab es einen radaralarm, ein frachter in sechs meilen entfernung. Der versuch wieder in die gegenrichtung zu segeln scheiterte und so segelte ich nach südwest, teilweise mit motor für den strom. Das etmal beträgt dreiundfünfzig meilen, jedoch bin ich wieder dort, gleicher ort wie gestern mittag.
Tag45
Es war das erste segeln über vierundzwanzig stunden seit einem monat. Es lief alles annehmbar, der richtige kurs ist ein traum. Aber um zwanzig uhr ging die windmaschine aus, das segel runter und in der nacht driftete das boot über achtzehn meilen nach süd.
Am morgen kam der wind wieder, mit einem besseren winkel. Es geht langsam, obwohl ich noch das gross dazu genommen habe. Der kurs ist jetzt west oder etwas nördlich. An diesen punkt war ich schon vor vier tagen einmal. Hätte man es gewusst, könnte man den motor anwerfen und sich die tage sparen. Hinterher weiss man es besser und das etmal beträgt vierzig meilen.
Tag46
Es ist ein segeltag, wenn auch nicht schnell. Das schiff kommt nicht über drei knoten, dabei wird aber der kurs immer besser. Angefangen mit einen fast westkurs und es endete mit nordwest. Dem klebenden bereich konnte ich verlassen, war auch lange genug dort.
In der nacht ein regenalarm, genua verkleinert und nach einer stunde wieder ausgerollt.
Am morgen dann noch besserer kurs und bis zu vier knoten. Wobei es schneller aussieht, vielleicht liegt es an der gegenströmung oder der bewuchs ist schon wieder fortgeschritten. Die drei fliegenden leichen habe ich verangelt. Die erste dorado biss nach zwei minuten, nur ich habe sie nicht an bord bekommen. Die anderen beiden wurden sauber abgeknabbert.
Das etmal ist mal erfreuliche sechzig meilen weit.
Tag47
Der wind ist kontinuierlich, der kurs akzeptabel, wenn auch dreizig bis vierzig grad fehlen. In der nacht gab es nur einen überholenden frachter. Mal ein echter alarm, in unter zwei meilen. Nur mit der navigationsbeleuchtung erkennbar, kein kreuzfahrtschifftannenbaum.
Der wind am morgen war ruhig, die batterien brauchten wieder eine ladung. Nur ein fisch an deck und der wurde nach unter einer minute vom haken abgegriffen. Die dorado oder goldmakrele oder mahimahi, die schon seit über einer woche am schiff lebt, hat so auch etwas davon. Ausserdem ist sie zu gross für meinen teller. Das etmal ist achtundsechzig meilen lang.
Tag48
Am frühen abend läuft das schiff das erste mal fast auf sollkurs, nur unter segel. Es geht voran, aber zu früh gefreut. Ein heftiger wind um vierzig knoten mit regen startete in der nacht. Nachdem ich einen squall ausschliessen konnte, habe ich die genua gerefft. Um fünf uhr ist sie eingerollt, dabei habe ich viele aufgeregte dorados im lichtschein gesehen.
Morgens um acht uhr ein schiffsalarm in sieben meilen entfernung. Der windanzeiger gibt keine daten mehr.
Drei leichen an deck eingesammelt, die erste war sehr gross, keine zwanzig sekunden und der erste fisch war dran, zu gross, um einen meter lang. Der zweite köder war gross und der gleiche zeitraum allerdings erfolgreich. Der dritte war klein und ich wollte eine kleinere dorado fangen, leider abbiss. Und somit gibt es heute und morgen fisch satt. Sieht aber nach einem gelbflossenthunfisch aus, es fehlt allerdings die rückenflosse. Ein falscher kopf für ein dorado und passt eher zu einer gelbschwanzmakrele. Das fleisch ist sehr nahe am weissen thunfisch.
Das etmal beträgt unter fünfzig seemeilen.
Tag49
Der windanzeiger ist durch den sturm von gestern defekt, immer noch keine daten. Ich kann ihn oben auf dem mast wackeln sehen. Raufklettern ist keine option.
Es sind noch vier grosse brocken fisch in der pfanne und die kommen heute abend auf den teller. Die nacht war wieder ruhig, kein alarm.
Das etmal ist wieder unter fünfzig seemeilen.
Woche 7
Diesmal eine bessere woche. Der wind ist schwach aber ich bin zwei mal einen ganzen tag durchgesegelt. Wenn das segel eingerollt ist, kommt eine strömung und die bringt mich nicht näher zum ziel, das ist unglücklicher weise geblieben.
Mein rechter zeigefinger heilt langsam aus und er riecht nicht mehr nach einer drei wochen alten und offenen wurstpackung in der sonne.
Der sturm am ende der woche hat meinen windsensor auf dem mast gekostet, er ist defekt oder liefert keine daten mehr. Hoffentlich bleibt er auf dem mast, er wackelt.
Und ich habe meinen ersten fisch im leben gefangen, ein eiweisschock.
Das segelergebnis mit fast dreihundertfünfzig meilen ist trotzdem bescheiden. Es sind noch über fünfhundert seemeilen bis Mindelo.
Tag50
Nur schwacher wind um zehn knoten, das schiff kommt auf zwei, aber auch nur auf dem dreihundert grad kurs. Hoch am wind ist nicht schnell, aber es geht ohne windsteuerung.
Vor der nacht habe ich mal zehn quadratmeter aus der genua gerefft, sieht nach gewitter aus. Aber die nacht war sehr ruhig. Zum erfreuen fuhr das schiff am morgen drei knoten und einen besseren kurs.
Das etmal ist auf dreiundfünfzig meilen angekommen.
Tag51
Die genua hatte ich am morgen wieder ausgerollt. Kein geschwindigkeitszuwachs, aber zehn grad mehr nach norden. In der nacht gab es nur ein schiffsalarm, aber dummerweise war es langsam. Also das dauerte lange an. Der morgen war dann mit frischem wind und der hat das schiff über die original geplante route bewegt. Ich muss also so bald wieder nach osten segeln.
Die letzte zwiebel ist gegessen, alles an frischware ist aufgebraucht. Weiter zu den Azoren zu segeln fällt definitiv flach, ich heisse nicht kapitän Blaigh. Das etmal ist fast siebzig meilen, obwohl das schiff selten über drei knoten fährt. Ich vermute die handbremse am rumpf.
Tag52
Der wind frischte auf, so um zwanzig knoten. Das schiff kommt auf dreieinhalb knoten und alles bei sonnenschein und hoch am wind bis das segel flattert. Am abend wurde der wind stärker und ich habe für die nacht die genua ordentlich eingerefft. Somit war die nacht bis auf ein schiffsalarm ruhig. Diese windrichtung hält nun schon tage an und ich hoffe auf eine drehung.
Auch habe ich schon den zehnten breitengrad überschritten und das ist gut. Laut den pilotcharts kommt in einer woche eine unerfreuliche gegenströmung in diesen gebiet. Und bis dahin muss ich weiter nördlich sein. Das etmal liegt schon bei siebzig meilen, mühsam ernährt sich das eichhörnchen.
Tag53
Die nahrungsmittel werden weniger und dazu kommt dann noch der inhalt eines angebrochenen fünf kilogamm beutels guter reis qualität mit dicker folie aus Thailand. Dieser durchmischte inhalt ging sehr lebendig über bord, mein fehler, denn der beutel war schon geöffnet. Reis in stabilen plastikdosen sind meine rettung oder die lösung. Der wind ist unverändert in stärke und richtung, und der will nicht drehen. Dadurch komme ich jetzt zu weit nach westen. Diesmal ein etmal von siebenundsiebzig seemeilen, auch gut. Bis Mindelo sind es noch dreihundertfünfzig davon.
Tag54
Die tage wiederholen sich, der wind ändert sich nicht und die sonne geht pünktlich unter. Auf dem backbordbug zu segeln ist ok. Am herd muss man aufpassen, um nicht hinein zu fallen, auf dem klo fällt man wenn es dumm läuft gegen die wand und die schubladen fallen nicht heraus. Ruhige nacht ohne alarm.
Am morgen dann leicht geänderte situation, der wind hat ein wenig gedreht. Ich habe mal wieder das gross gesetzt, habe mir nicht so viel davon versprochen. Das ergebnis sind zehn grad mehr zum wind, hätte ich das mal vorher schon gemacht. Delphine waren auch am schiff, so um fünfzig in der zahl. Aber nicht kontrolliert, mein unterwasserschiffimbiss war wohl gut gefüllt. Die dorados blieben diesmal. Das etmal beträgt siebenundsechzig meilen, zu weit nach westen und das könnte ein neues problem werden.
Tag55
Am nachmittag drehte der wind, nicht genug aber immerhin. Es war ein kurs nahe nord möglich, dann fehlen nur noch zwanzig grad. So ging es auch in die nacht hinein, das segel killte bei über nord. Kein alarm, weder schiff noch gewitter. Am morgen schwächte der wind ab, kurs blieb. Das etmal ist nur knapp über sechzig meilen. Noch dreihundert bis zum alternativen ziel.
Tag56
Zur teezeit hat der wind zurück gedreht, zu dumm auch. Dabei kam es zu einer ungewollten wende, wenn welle und geschwindigkeit bei langsamer fahrt zusammen passen. Also geht es mit einem nordwest kurs weiter, weiter weg vom ziel.
Die nacht war wie die letzten zuvor, nur es gab vier leichen an deck. Nicht zu gross, aber die erste dorado wollte nicht. Dieser fisch ist schon über eine woche beim schiff, es fehlt ihm ein handtellergrosses stück fleisch hinterm kopf. Aber es gibt sehr viele makrelenartige fische unterm boot und die sind gierig. Keine zehn sekunden und ein biss, sodass köder eins und drei erfolgreich waren. Als ergebnis habe ich vier filets, eine reichliche mahlzeit.
Der wind ist noch immer nicht gedreht und das etmal liegt nur bei fünfzig meilen. Durch den nordwestkurs kommen die inseln nicht so schnell nah.
Woche8
Wieder eine verbesserung, der wind ist stärker und ich segel die tage durch. Seit dieser woche ist auch das gross im einsatz, es bringt ein paar grade mehr. Dadurch wird es auch langweiliger und die hoffnung auf eine winddrehung wird grösser. Die natur zeigt sich häufiger, viele delphine und die anzahl der dorados steigt auch. Einige nachtalarme kamen, nichts kritisches. Eine ruhige woche, abgesehen vom schwindenden nahrungsmittelvorrat.
Vom ursprünglichen geplanten grünen kurs bin ich derzeit hundertfünfzig meilen nach westen entfernt. Das segelergebnis mit vierhundertfünfzig meilen ist besser als letzte woche. Es sind noch über zweihundert seemeilen bis Mindelo, gegen den wind und strömung.
Tag57
Zum mittag habe ich das erste filet probiert und es war schmackhaft. Danach entdeckte ich zwei neue leichen, die aber am tage gelandet sein müssen. Zuerst habe ich versucht meinen seevogelgast damit eine freude zu machen, aber er wollte nicht. Seit einem tag sitzt er vorn auf der bugreling und übergüllt mein sitzbrett und die rollanlage zu. Also wieder die angel bestückt und schwups der nächste fisch an deck. Der zweite körder hat sich eine zu grosse dorado geholt und die hat nun einen lippenpiercing. Den ersten fisch habe ich wieder lebend in meer geworfen, zu viel aufwand um ihn zu zerlegen.
Der wind ist ab und zu freundlich bis zum nordkurs, also es geht so weiter. Mein gast hat seinen freund jetzt auch dabei, somit ist die guanoproduktion um hundert prozent gestiegen. Sie ruhen sich aus, putzen sich, jagen ein paar fische und kommen zurück. Mal sehen wie viel ich beseitigen muss.
In der nacht gab es nur eine patentwende, danach drehte der wind ein wenig nach osten. Am morgen konnte ich dann einen guten nordkurs fahren.Das etmal war fast sechzig meilen.
Tag58
Heute ist auch ein besonderer tag, denn ich habe den track um zehn uhr von vor acht jahren ende Dezember überquert. Zusätzlich ist mein persönlicher rekord vom indischen ozean mit achtundfünfzig tagen überfahrt eingestellt. Und die zwei monate werde ich wohl auch noch schaffen. Die vierzehn toten fische von heute morgen gingen zum grossen teil in den fischfang. Eine weitere dorado hat ein piercing und ich habe bei vier fischen halt gemacht. Wobei nummer fünf zu klein war und weiter schwimmen darf.
Am nachmittag hat der wind wieder zurück gedreht, leider. In der nacht war er kurzzeitig gut für einen nordkurs, jedoch am morgen das gleiche traurige schauspiel. Das etmal liegt bei sechzig meilen. Nach Mindelo sind es knapp unter zweihundert meilen.
Tag59
Der wind weht immer noch aus der gleichen richtung, vielleicht bin ich schon im passatwind. Die stärke würde auch passen. Die entfernung nach Mindelo beträgt auch noch zweihundert meilen. Um dort hin zu kommen würde ein kurs von hundertdreizig grad reichen. Diesen punkt erreiche ich in zweihundert meilen richtung nord. Nach meinen neuen überlegungen habe ich mir die option für einen sir im namen angedacht. Bis Horta sind es von hier aus noch dreizehnhundert. Was der alte Blaigh konnte, kann ich auch, mal sehen, wenn kein windwunder kommt.
Die nacht war ruhig, kurz einen nordkurs und das war es. Ich habe mal eine handbremse gelöst, den ruderanschlag nach luv. Wenn schon kein nordostkurs machbar ist, dann halt mehr geschwindigkeit. Die vier leichen gingen ohne zu angeln über bord. Das etmal liegt bei sechzig meilen.
Tag60
Der wind wird stärker, über zwanzig knoten und die genua ist auch gerefft. Nur die richtung ändert sich nicht, mein kurs ist nordwest. Und Mindelo ist querab, jetzt aber schon über zweihundert meilen weit, sieht nicht gut aus.
Am frühen abend fing der mist an, die genua hat im oberen bereich einen querriss. Ich habe sie ein stück weiter gerefft und hoffe, dass der sonnenschutz ordentlich in Südafrika genäht wurde. Also warten auf eine flaute für die reparatur.
Am morgen bin ich dann scharf rechts abgebogen. Der kurs sollte ost sein und ist es fast. Nur es geht gegen die wellen, gegen die strömung und mit einer gerissenen genua in richtung Mindelo. Wenn der riss nicht wäre, würde ich weiter nach norden zu den Azoren segeln. Ich bin froh, wenn die knoten mit einer zwei beginnen. Somit ist vieles neu und es sind noch zweihundertzwanzig meilen bis zum ziel. Das etmal ist bei mitte sechzig.
Tag61
Wieder einmal eine schiffssichtung am nachmittag ausserhalb der wirtschaftszone der Kap Verden. Es wird kälter, am tag und in der nacht, die ruhig war. Der kurs ist dreizig bis vierzig grad schlechter, als am morgen. Ein neues problem, die rutscher vom kopf des grossegels sind gerissen. Somit muss die nächste verbindung halten. Ausserdem ist das kochen auf dem steuerbordbug gefährlich. Heiss und fettig, vorsicht.
Das etmal ist fast sechzig meilen und bis zum ziel noch hundertsiebzig. Der monat Mai ergab vierzehnhundertachtzig seemeilen.
Tag62
Die technische situation ist gleichbleibend schlecht und der wind hat sich ab dem nachmittag verschlechtert. Es ist zu viel südanteil dabei. Erst am morgen hat der wind wieder in richtung norden gedreht und der kurs ist besser geworden. Bis zum ziel sind es noch hundertdreizig meilen, da muss ich wohl aber ein paar mal kreuzen.
Die beiden köder mochten die fische nicht wirklich, sie sind misstrauisch. Ich lies die angel draussen, trank einen tee, während eine dorado den köder mit haken abgebissen hat. Somit gibt es heute rote nudeln.
Das etmal beträgt sechzig meilen.
Tag63
Um mal zu sehen, was geht, habe ich mal den gegenkurs genommen. Doch mit dem gerefften gross und der kaputten genua ist es nicht berauschend. Erst ab einem südost kurs kann ich auf den nordkurs wechseln. Dabei ist mir ein weiterer rutscher gebrochen.
Ein schiffsalarm um mitternacht, acht meilen entfernt und eine winddrehung. Themroc fuhr nach süden, also segelmanöver und kurswechsel. Das ganze lief ganz gut bis zehn uhr, winddrehung, flaute und segelmanöver eine stunde später. Bis Mindelo sind es noch um hundert meilen und das etmal sind dreiundfünfzig seemeilen.
Woche9
Schon wieder eine verbesserung, der wind will nicht so recht und das ergebnis ist eine gerissene genua und ein beschädigtes gross. Am achtundzwanzigsten Mai habe ich die route von vor acht jahren überquert. Danach ging es immer stärker nach westen und die fahrt zu den Azoren sind durch die schäden eingestellt. Seit dem ersten Juni geht es zu den Kap Verden. Der wind hat auch gedreht, mut kommt wieder auf. Eintausendvierhundertachtzig seemeilen ist das schiff im Mai gesegelt. Vom ursprünglichen geplanten grünen kurs bin ich derzeit unter hundert entfernt. Das segelergebnis mit fast vierhundertzwanzig meilen ist schlechter als letzte woche. Es sind noch über hundert seemeilen bis Mindelo, gegen den wind und strömung.
Tag64
Neun wochen sind vorbei, es geht schleppend voran mit zwei knoten bei sonnenschein. Mein fischfang war heute kein erfolg, die gierigen schwarzen fische unterm schiff sind fort. An meinen zwei ködern habe ich bis zu fünf dorados gesehen und keiner wollte beissen, vielleicht morgen. Aber diese fische werden misstrauischer, je näher ich zu den inseln komme. Kurz vor sonnenuntergang eine schiffssichtung achterlich.
In der nacht zweimal schiffsalarm, auch mit mehreren schiffen. Da kommt kein schlaf auf. Beim zweiten mal habe ich es für einen nordkurswechsel genutzt. Das ganze hat aber nur bis zum morgen gehalten, dann war der wind fort. Das etmal ist nur vierzig seemeilen und bis zum ziel gute achtzig.
Tag65
Zum mittag wieder ein kurswechsel richtung südost, diese zickzacktour wird wohl so weiter gehen. Ein flautetag, ich war froh, wenn das schiff mal zwei knoten segelte. Dann meist nicht auf dem gedachten kurs. Keine schiffssichtung am tag, die sind wohl nachtaktiv.
Und es war ruhig, der wind war freundlich und am morgen ging es sogar nach osten mit nordanteil. Es fehlen zwar immer noch ein paar grade, das kann ja noch kommen. Die entfernung zum ziel sind unter siebzig meilen und das etmal liegt bei sechsundvierzig.
Tag66
Plötzlich am mittag totale flaute, flaches wasser. Zeit zur segelreparatur, wenn da nicht der dunkle horizont wäre, also keine aktion. Leichtes motoren für die batterieladung auf über achtzig prozent und dann kam der gedrehte wind wieder. Erstmal ein variabler kurs nord.
Und das war es dann auch, der wind blieb unbrauchbar. Im nach hinein hätte ich das grossegel reparieren können. Somit driften wir in die nacht hinein.
Mit einem knoten durch die nacht, jedoch auf einem akzeptablen kurs. Am morgen ein kleine brise und am mittag wieder denada. Zum frühstück dachte ich mir, fisch käme gut. Also einen plastikköder an die angel und los ging es. Es dauerte nicht lange und der erste fisch war an deck. Der zweite war zu gross und der köder mit den haken verschwanden in der tiefe. Somit habe ich auch den ersten fisch wieder ins meer geworfen. Andere köder funktionierten nicht.
Das traurige tagesergebnis sind siebenundzwanzig meilen und noch sechzig bis zum ziel. Die grüne geplante route habe ich wieder überschritten.
Tag67
Der text ist der gleiche wie gestern, ein dejavue. Auch heute keine reparatur, zu kurz vorm ziel in über sechzig meilen. Die drift kostet die errungenen distanzen. Am abend habe ich die segel geborgen, null wind und flaches meer. Am morgen war das driftergebnis zweistellig im minus.
Also eine provisorische grossegelreparatur, indem ich die rutscher vom segelkopf mit fünf kabelbindern verbunden habe. Der versuch zu motoren war frustrierend. Die strömung mit den gezeiten geht über zwei knoten nach süden. Bei normaler marschgeschwindigkeit komme ich nur auf plus zwei knoten, einer geht auf den bewuchs. Somit segel ich erstmal so weiter, der dieselvorrat ist sehr begrenzt. Das etmal beträgt unter dreizig meilen, mit über zehn der negativen drift.
Tag68
Kurzfristig am nachmittag segelte das schiff zum ziel und dann kam der nullwind und das treiben mit der strömung. Alles nicht zur erfreuung des kapitäns.
Eine stille nacht, bis morgens um sieben uhr. Der driftverlust ist fast zwanzig meilen. Leichter wind kam auf. Das gross habe ich gesetzt und die genua ein wenig weiter ausgerollt. Der beste kurs ist nordwest und weniger. Später gab es dann fast die ganze genua, der schaden ist die naht zum glück und nicht das segel. Aber das schiff kommt nicht auf zwei knoten. So ging es bis zum mittag mit dem tagesetmal von dreizig meilen und Mindelo ist schon wieder neunzig meilen entfernt.
Tag69
Am frühen nachmittag habe ich versucht den motor zur unterstützung hinzu zu nehmen. Das war mir zu anstrengend, ab einem gewissen winkel zieht das boot durch die strömung herum, die genua schlägt über. Dann alles zurück und auf neu. Die grad zahlen im gps springen zweistellig, obwohl das schiff seine position nicht verändert hat, absolut nervig.
Die instabilen segel meldeten sich in der nacht und sie wurden geborgen. Eine steuerbordlaterne am horizont und kein alarm, erst als das schiff auf zwei meilen heran kam, wahrscheinlich ein fischer. Nachdem ich die segel wieder am morgen gesetzt hatte, wollte der wind nicht so recht und Mr.Perkins arbeitete. Die angel mit dem gummiköder für squit ging raus und kein biss. Erst als ich alles wieder eingeholt hatte, nah beim boot, war einer sehr gierig und landete in der pfanne zum frühstück. Noch fünfundsiebzig meilen bis Mindelo und siebenundzwanzig als etmal.
Tag70
Keine veränderungen des windes, nicht in der richtung und der stärke. Somit ist kein fortkommen oder direktes kurssegeln möglich. Ich versuche es mal in beide richtungen, mit geringem erfolg. Aber ich habe den nächsten kreis geschlossen, nach vielen tagen der flaute. Es hat mich fünf tage gekostet. Der nordnordwest kurs ist gerade akzeptabel, auch in der ruhigen nacht mit ansteigendem wind. Am morgen lagen vier leichen an deck, ein fisch war zu gross und ging gleich über bord. Die anderen drei wurden verangelt. Der erste biss nach zehn sekunden. Der zweite biss war für die fische und der dritte dauerte zwanzig sekunden. Hier konnte ich den köder wieder verwenden und das ergebnis war eine kleinere dorado nach dreizig sekunden. Somit gibt es zwei tage lang frischen fisch. Nach Mindelo sind es noch sechszig meilen und das etmal sind fast vierzig.
Wird nachgeliefert werden, das bild ist keine dorado.
Woche10
Der wind will nicht so recht und die strömung ist stark. Keine geschwindigkeit und der driftkurs ist süd. Der versuch sich an Mindelo heran zu arbeiten, endete in einem grossen kreis von fünf tagen. Dabei habe ich die gerissene genua fast ganz ausgerollt. Das beschädigte gross ist provisorisch wieder im einsatz. Die fischfangergebnisse werden besser, abhängig von den ködern, die bei flaute nicht auf dem deck landen. Das segelergebnis mit fast zweihundertvierzig meilen ist sehr viel schlechter als letzte woche. Es sind noch über sechzig seemeilen bis Mindelo, immer noch gegen den wind und strömung.
Tag71
Es soll nach nord gehen mit westanteil und das lief gut. Pünktlich um sieben uhr morgens gab es einen schiffsalarm direkt vorm schiff in zwei meilen entfernung. Auch praktisch, der kurs war fast nach west, also gegenrichtung. Im sonnenaufgang konnte ich die erste insel in sicht von vierzig meilen sehen. An deck ist ein kleines massaker mit zwanzig fluchttoten und dabei habe ich noch fisch für heute. Mein ziel ist es nach osten zu den inseln zu kommen. Bis Mindelo ist es jetzt noch fünfzig und das etmal sind mitte fünfzig meilen.
Tag72
Was für ein winddesaster, zuerst super mit dem genauen kurs für drei stunden. Dabei hat sich der schaden an der genua erheblich verschlimmert. Dann windänderung und nach einiger zeit flaute, zwischendurch war auch der motor an. Grossegel geborgen und nach eine halben stunde wieder gesetzt, da wieder wind auf kam. Hoffentlich bleibt es jetzt so, der kurs ist gut.
Die genua hat einen grösseren riss, nur noch ein viertel sind zu gebrauchen, das ist mist. Das hielt nur zwanzig minuten, wieder flaute und ich habe alle segel geborgen. Ohne segel ist der drift um einen knoten reduziert. Die nacht war schlimm, das schiff schwanke wie wild und der schlaf war rar. Um sieben uhr ging es los. Segel setzen und harter kurs Mindelo. Das etmal ist mitte vierzig meilen.
Tag73
Da es gestern nicht gut ging, musste es heute sein. Die entfernung um fünfunddreizig meilen nach Mindelo. Aber es gab verfickten dreiziger wind. Er weht dreizig minuten bis zu dreizig knoten stark. Danach flaut er fast völlig ab, dreht um dreizig grad und das spiel beginnt von vorn. Ich habe im oberen zehner bereich den bullenstander von links nach rechts umgebaut. Dann zeigte es sich, dass das ziel nur im dunkeln zu erreichen ist. Die bucht von Mindelo mit vielen wracks, unbeleuchteten ankerliegern, das macht man nicht. Somit habe ich im sonnenschein bei der nachbarinsel Santo Antaao geankert. Der gleiche platz, wie vor acht jahren. Die letzten zwanzig meilen gehen morgen oder übermorgen. Es war ein harter tag ohne essen und mit viel sonne.
Die erste ruhige nacht seit langem. Nachdem ich den letzten dieselkanister nachgefüllt habe war es schon elf uhr. Bis Mindelo sind es sechs stunden von hier und somit fahre ich morgen. Das etmal waren zwanzig meilen.
Tag74
Gestern war ich unvorsichtig mit der sonne. Meine unterlippe hat was abbekommen, obwohl sie eingecremt war. Die nase und wangen sind rot, der hut mit nackenschutz war wohl zu wenig. Die qualitätskabelbinder aus Thailand sind auch gerissen, zwei weitere rutscher am gross gebrochen.
Ein tag ruhe gönne ich mir, langsam sich wieder an menschen gewöhnen. Zwar sehe ich sie nur am strand, aber nach einiger zeit, etwas zum angewöhnen.
Tag75
Es ging morgens um sieben los, die zwanzig meilen wollte ich auf einer backe abfahren. Zum anfang lief es gut, leichte umdrehung und über vier knoten. Somit wurden die geplanten sechs stunden auf fünf kalkulatorisch reduziert. Aber als ich in die meeresenge zwischen Santo Antaao und Saao Vicente eingebogen bin, fing es an. Zuerst merkte ich die strömung und dann kam leichter wind. Diese wurde kräftiger um fünf windstärken. Dazu entstand eine welle und alles von vorn direkt auf die nase. Die defekten segel habe ich nicht benutzt. Das ganze wurde sehr anstrengend, das schiff genau auf gegenwind halten, sonst driftet es stark ab. Die angeschlagene steuerung erforderte viel arbeit, alles wurde jede umdrehung drei mal so lang. Teilweise ist das schiff mit nur einem knoten voran gekommen, so hatte ich mir das nicht gedacht. Nach zehn stunden war ich an der marina, habe mir einen platz für morgen ausgesucht. Da das büro sicherlich schon zu hatte, habe ich ein weiteres mal geankert und werde morgen früh in die marina fahren.
Der erste eindruck von der stadt, sie ist grösser geworden. Im hafen sind mehrere bereiche neu mit gelben tonnen versehen. Die wracks liegen immer noch am grund. Der geräuschpegel ist merklich lauter, als die letzten zehn wochen. Am nächsten morgen in der marina musste ich mich dann doch wieder verlegen, wie ich das liebe. Aber ich habe die bremse gefunden. Ich weiss nicht wie viel unterm wasser ist, das ruder ist auch voll. Ich war noch nicht ganz fest und der taucher war auch schon da.
Woche11
Am anfang der woche konnte ich das erste mal land sehen, bis ich dort war, hat aber gedauert. Der wind war nicht willig und die entfernung zum ziel für den motor zu weit. Also rantasten, dabei ist die genua erheblich weiter gerissen und am ende ist der kopf vom gross ohne rutscher. Mit motorunterstützung habe ich die nachbarinsel erreicht und mir einen tag pause verordnet. Die restlichen sehr harten meilen waren dann nur noch mit dem motor, aber angekommen. Das segelergebnis sind einhundertdreiundvierzig meilen.
Für die zweitausenddreihundert seemeilen für den direkten optimalen weg, habe ich dreitausensiebenhundertachtzig seemeilen benötigt. Zu viele umwege und kreise in fünfundsiebzig tagen, mein neuer rekord oder zwei meilen in der stunde. Der motor lief zweihundert stunden und der verbrauch beträgt vierhundertneunzig liter. Die tanks und die fünf kanister sind leer, da ich auch auf St.Helena hundert liter für die stromerzeugung verbraucht hatte. Und jetzt geht es an die beseitigung der schäden, um wieder zum anfang zu gelangen.