Die vorbereitungen für das slippen sind abgeschlossen und das andere schiff ist noch auf der rampe. Es wehen hier gerade um dreißig knoten und es ist eng im hafen. Vielleicht komme ich morgen heraus.
Somit habe ich mich noch einmal meiner steuerung gewidmet. Das war beim ersten mal nicht so recht, das ruder reagiert schlecht auf das steuerrad. Wenn das so ist, dann ist luft im system, also raus damit. Beim letzten mal vor ein paar jahren hat es auch funktioniert. Ein langer schlauch vom steuerzylinder zur steuerpumpe in der plicht. Ich bin um zwanzig mal die treppe runter und habe hier und da die entlüftungsventile bedient. Am ende scheint es sehr viel besser zu sein. Das nächste problemchen ist der süppende steuerzylinder, hält sich aber in grenzen.
Es ist so viel wind, dass ein hafenmanöver schnell ne menge geld kostet kann. Aber das schiff auf dem slip ist heraus und der hafenmeister kam vorbei, eine halbe stunde zeit. Ich hatte derweil die waschmaschine angeworfen und war beim zweiten spühlgang. Dann lief es noch schneller, Themroc lief auch, ich konnte steuern und wasser verwirbeln. Mit dem beiboot ging es auf den slipwagen und raus.
Während ich mit dem spachtel den rumpf abgetragen habe, arbeitete ein angestellter mit dem hochdruckreiniger. Der erste schritt ist getan, der schleim ist runter und auch die meisten seepocken und muscheln. Die schraube ist zugewachsen und auch die wassereinläufe. Somit ist klar, warum der motor qualmte. Das schwarze antifouling ist besser als das blaue.
Morgen geht es weiter, die anoden sind zugewachsen und der propeller braucht ein wenig sandpapier. Was ein wenig ekelig ist, sind die fünf zentimeter langen würmer oder nacktschnecken am rumpf. Da ich nicht überall unter den kiel komme, ist die frage, wie lange diese weiter überleben. Und ich kann mein ruder ein wenig bewegen, somit ist noch immer luft im system.
Der tag fing kurz vor fünf uhr an, der windgenerator hatte sich losgerüttelt und lief. Raus, stoppen und wieder festbinden, nur da fing auch schon die dämmerung an. Aufstehen, kaffee kochen und nachrichten lesen. Ab sieben uhr habe ich angefangen, den rumpf zu bearbeiten, alles was geht. Der kielboden ist nur rudimentär zu erreichen, und alles, was abging an seepockenresten, wurde mit dem spachtel abgeschabt. Dann das unterwasserschiff mit verdünner abgerieben und zum schluss neues antifouling aufgetragen. Die schraube war zuerst dran, blank geschliffen und die schlechte farbe aus Thailand entfernt. Jetzt hat es drei schichten meiner lieblingsfarbe als grundierung plus antifouling. Morgen wird der rest verstrichen an den neuralgischen stellen. Nach elf stunden arbeit kann ich mir im stehen die schuhe zubinden.
Der seehund hatte mit sehr erschreckt, als ich mit der farbe hantierte. Ist aber friedlich und döst dann weiter auf der rampe.
Am So dann noch einmal in vier stunden die zweite schicht antifouling aufgetragen. Zwischendrin das windsteuerruder montiert und auch mit schwarz versehen. Der verdünner aus dem bestand ist aufgebraucht und das schiff ist unten herum wieder schwarz, blau passt besser zu grau, aber warum.
Dann kam einigermaßen pünktlich der schweißer vom gelände, um mit mir einkaufen zu fahren. Er ist dreiundvierzig jahre alt und hat weniger zähne im mund als ich. Seine schulbildung ist als kaum zu bezeichnen. Er musste früh arbeiten, die eltern und die geschwister unterstützen. Seine ausbildung zum schweißer dauerte zwei wochen und das ist zwanzig jahre her. Seit dreizehn jahren arbeitet er für den club und verdient nur sechstausend rand im monat. Achthundert davon muss er für das busticket im monat ausgeben. Für die einkaufstour mit seinem alten wagen haben wir siebenhundertfünfzig vereinbart, ich finde es fair.
Der nächste arbeiter ist hier sicherheitsfuzzi, security. Er ist mit dem job unterfordert, redet gern ist freundlich und erst sechsundzwanzig jahre alt. Seit fünf monaten arbeitet er hier schon und verdient fünftausendfünfhundert rand im monat. Auch er zahlt das busticket und seine wohnung kostet fünfhundert.
Sie sind froh einen job zu haben, nur das einkommen ist ein wenig über dreihundert euronen im monat. Somit ist das niveau auf der höhe von Thailand. Aber hier sind die nahrungsmittel teurer. Somit habe ich für meinen gekauften proviant gerade einen hiesigen monatslohn ausgegeben.
Am Mo sollte es ins wasser gehen, aber es herrscht zu viel wind. Gestern abend hat dann noch ein katamaran am dieselsteg angelegt, hafenkino pur. Er konnte nicht gegen den wind anlegen, sie zogen dann an den seilen, bis sie endlich die winschen benutzt haben. Nur ich will da auch an den steg, zum tanken. So komme ich erst weg, wenn der neue katamaran ablegt.
Aber am Mo habe ich erstmal ausgecheckt, meine rechnungen dem zoll übergeben um die mehrwertsteuer zurück zu bekommen, dann noch den hafenmeister aufgesucht und die sachesache mit dem customs wird elektronisch abgewickelt. Nur wollen die auf den dokumenten eine unterschrift. Habe ich hier ein vollständiges büro an bord, drucker scanner und dann noch das ganze in pdf umwandeln? Take it as it is.
Als belohnung habe ich mir im brauhaus zwei pale ale gegönnt. Das ist mein bier, schmeckt ein wenig nach toastbrot, grüne wiese, ein wenig grapfruit, frisch und bitter oder einfach lecker. Dazu fish und chips, ging so.
Auf dem hinweg hatte ich rückenwind, ich musste kaum in die pedalen treten. Der rüchweg war so nicht machbar. Aber ich habe ja schon einmal die strecke das fahrrad geschoben. Mit vollen reifen geht es doch besser, gegen den wind zu fahren war nicht möglich. Somit habe ich mir ein andenken eingepackt, das schon beim letzten mal auf dem boden lag.
Dann ging es los. Tag1 auf see:
Ich bin um fünfuhrdreißig aufgestanden und um sieben uhr habe ich abgelegt. Lief alles prima, im hafenbecken dann die leine zusammengeräumt und die fender an die reling getüdelt.
Es gab das ganze wetterprogram sonne, bewölkt, regenschauer, blitze. Der wind war von fast null bis dreißig knoten. Der kurs ist direkt bis St.Helena dreihundertzehn grad, eine direkte linie. Das, was ich gefahren bin, war mal super oder mies.
Die probleme fingen bald an, die untere segellatte ist wieder raus, der unterliekstrecker hat sich vom segel gelöst und die leine vom ersten reff war fast durchgescheuert. Hätte ich mal vorher besser geschaut. Dann macht mir die steuerung probleme, an der steuersäule spritzt das öl heraus, und ich vermute, dass die ursache im steuerzylinder ist. Ich hatte ja bemerkt, dass dort öl ausgetreten war. Und ich vermute, dass dann dort luft hinein gelangt. Wenn der autopilot läuft, kommt das zu viele öl oben heraus. Das teakholz braucht für die nächsten jahre keine ölung mehr.
Zur nacht hatte ich das zweite reff im großsegel, die genua verkleinert und das schiff konnte allein hoch am wind laufen, nur der hat irgendwann gedreht.
Tag2 auf see
Es geht jetzt nur noch ein westkurs mit glück, frust macht sich schon mal breit. Doch dann immer weniger west, mehr ein südlicher kurs. Um vierzehn uhr gab es dann einen kurswechsel und richtung wurde norden. Aus der steuerpumpe in der plicht pisst jetzt das öl raus. Das ruder ist aktiv, zieht luft und drückt das öl nach oben. Am abend drehte der wind und der kurs wurde besser, fast gut.
Tag3 auf see
Dieser fing schon schlecht an. Das ruder hatte sich selbstständig in eine endposition gebracht. Der autopilot macht da auch nicht mit und somit habe ich das system ein weiteres mal entlüftet. Diesmal benutzte ich getriebeöl, das ist dicker und vielleicht hilft es ja. Nachdem ich wieder steuern konnte, gab es keine meldung vom rudersensor. Die achse auf dem hebelarm, an dem der steuerzylnder arbeitet, war locker. Danach war es wieder wie vorher, das ruder bewegt sich. Nicht schön, aber es geht. Ich werde wohl etwas länger auf St.Helena bleiben und mache hoffentlich nicht den Napoleon.
Alles, was an land funktioniert hatte, muss jetzt nicht mehr laufen. Dazu zählt die logge, ist schon wieder fest. Und auch mein ais-receiver will keine daten rausrücken. Bei der bergung der segellatte habe ich wohl auf das antennenkabel getreten.
Tag4 auf see
Fangen wir mit den schlechten nachrichten an. Das ruder bewegt den steuerzylinder und der zieht luft. Da sind wahrscheinlich die simmeringe nach fast zwanzig jahren fertig. Das ruder bewegt sich und ich kann es pfeifen hören. Bei überdruck schließen die dichtringe noch und pumpen das öl zurück, und oben an der steuersäule pisst es raus. Teilweise kommt ein strahl heraus, zwanzig zentimeter weit. Ich entlüfte jetzt täglich und fange das öl auf. Die idee, viel fett auf die hydraulikstempel zu schmieren und mit lappen zu fixieren, damit bei unterdruck das fett angesaugt wird, funktioniert auch nicht.
Nun die gute nachricht, das ais funktioniert wieder, oder öfters. Das problem ist der antennenstecker am gerät, problem ist in arbeit. Die logge funktioniert auch wieder, nachdem ich gestern mit dem motor über sechs knoten gefahren bin. Sie dreht sich wieder.
Am zweiten tag bin ich achtzig seemeilen gefahren und von gestern mittag bis heute mittag nur um sechzig, dafür netto. Um mitternacht fiel der wind aus und ich habe die segel geborgen. Davor waren es auch nur um drei knoten in der stunde, aber in die richtige richtung. Von Kapstadt bin ich direkt hundertachtzig meilen entfernt und es sind noch über fünfzehnhundert.
Das andere gute nachricht ist, dass meine zufuhr von einen gramm vitamin c seit einem tag vor der abfahrt bis gestern gut geholfen hat. Kein essensaussetzer und guter appetit und jetzt habe ich wieder seebeine.
Tag5 auf see
Der morgen fing mit zu wenig wind an, die ersten zwei stunden lief der motor, um die batterien wieder aufzuladen. In der plicht riecht es nach Landrover, zum glück mag ich getriebeöl schnuppern. Gestern war kein schiff in sicht, so konnte ich den neuen antennenstecker für das ais nicht überprüfen. Die nacht war ruhig nur einmal ein alarm einer gewitterwolke, die mich aber nicht erreicht hat.
Tag6 auf see
Morgens um zehn uhr am ersten Dezember kam der wind nach fünfunddreißig stunden zurück. Das barometer hat sich nicht verändert, angenehme fünfzehn knoten wind aus südwest. Das bedeutet halbwind und das kann das schiff nicht alleine. Somit habe ich die windsteuerung aktiviert, das erste mal seit der teuren überholung in Thailand. Danach musste ich den pfusch mehrfach überarbeiten, und nun scheint es, dass sie wieder funktioniert. Zumindest seit einer halben stunde.
Der monat November hat fast ganze dreihundertachtzig meilen gebracht, in fünf tagen.
Tag7 auf see
Gestern fing es so schön an, ein idealer segeltag. Zum abend hin nahm der wind zu, im dreißiger bereich. In der nacht drehte er dann noch und der kurs war nicht einmal mehr west, sondern mit südanteil. Am morgen habe ich dann das schiff gedreht, aber es will nicht norden, nur mit ostanteil. Auf dem wasser habe ich hundertdreißig meilen gefahren, bin aber nicht viel davon dem ziel näher gekommen.
Sonnenuntergang und es wird nicht besser. Ich wollte vor ein paar stunden das dritte reff ins großsegel ziehen. Dabei hat wieder einmal der selden-block die leine gefressen. Ich komme nur auf zehenspitzen an die rolle, keine befreiung möglich. Die wellen sind im fünfmeterbereich und das schiff bewegt sich dementsprechend. Bevor ich noch über bord gehe, habe ich das segel komplett auf den baum gebunden. Ankommen vor toter held. Somit ist nur noch die genua mit eineinhalb metern aktiv. Sie sorgt für einen stabilen kurs, der aber nicht optimal ist. Morgen ist ein neuer tag.
Tag8 auf see
Fing so an, wie er gestern aufgehört hat. Wind zwischen dreißig und vierzig knoten. Das großsegel ist noch nicht aktiv, ab und zu dreht der wind und ich kann sauber nach norden treiben. Auch gibt das radar fehlalarme, die sich als riesige wellen herausstellen. Sie kommen rechtwinklig, der aufprall ist laut, aber es kommt nicht zum querlegen.
Tag9 auf see
Der wind lässt nach, aber die dünung ist noch da. Eine heftige schaukelei, und seit heute morgen versuche ich wieder direkten kurs zum ziel zu fahren. Das alles mit einer kleinen genua, also alles nicht schnell. Die letzten beiden tage habe ich jeweils fast sechzig meilen gemacht. Mein plan war schneller zur insel zu kommen.
Aber ich habe ein neues problem. Ich turnte gestern auf der einen plichtseite herum, eine kräftige welle kam an, das gleichgewicht verschwand, ein tritt in die leere und der anschließende aufprall auf der anderen seite. Gedämpft wurde das durch meinem oberen brustkorb, gebrochen ist wohl nichts, aber es tut so schon genug weh. Schlafen geht einseitig, luftholen ist auch fast normal. Da habe ich mir eine ordentliche prellung abgeholt. Somit warte ich auch auf einen flacheren ozean, um das dritte reffseil aus der rolle zu bekommen.
Tag10 auf see
Das wetter hat sich wieder beruhigt, die nacht war gut. Am morgen habe ich es dann gewagt, die nötigen reparaturen am segel und am mast. Dort musste ich schon wieder drei nieten einer unteren stufen ersetzen. Sicherlich durch die gischt sind die aluminum nieten zur edelstahlstufe abgegammelt. Nieten habe ich genügend, nur die zange erfordert doch ganzen einsatz.
Danach habe ich die leine aus der rolle gefriemelt, eine alte neue rolle zusammengesetzt und eingeschäkelt. War wackelig, ging aber ohne stürze. Am ende lief schon wieder Mr.Perkins, um den stromabfluss zu ergänzen. So ein kühlschrank lutscht reichlich. In ein paar tagen sollte er aber auch leer sein. Zudem habe ich auch mal wieder geduscht, warmes wasser vom motor ist vorhanden und das meer einigermaßen ruhig.
Tag11 auf see
Es fing so gut an, kontrollierte geschwindigkeit und richtiger kurs. In der nacht gab es keine alarme, ruhiger schlaf. Am morgen wurde es lauter und der wind hatte gedreht. Und die windsteueranlage richtet sich nach dem wind, so war es am morgen ein südwestkurs. Also raus und wieder in richtung St.Helena bringen. Dann verklemmte sich die genuarollanlage, aber nach mehreren versuchen fahre ich wieder zum ziel.
Mein hämatom auf der linken brust ist deutlich zu erkennen und es schmerzt noch immer. Sogar ein husten tut weh. Wie schön, dass ich keine brustimplantate habe. Sie hätten den aufprall zwar abgefedert, wären vielleicht auch geplatzt und dann wäre richtige not am ort in der mitte von allem.
Mal ein fazit der letzten zehn tage: ich bin um achthundert seemeilen geschippert, bin aber erst sechshundert meilen von Cape Town entfernt. Das ist keine gute quote, aber noch kein fiasko. Die rote line sind die sechshundert und das blaue zickzack das gemachte. Die grüne strecke aktualisiere ich bei jeden wegepunkt und ist auf das ziel gerichtet. Es wird also länger dauern als meine optimistische prognose.
Tag12 auf see
Es war wieder ein guter tag, wie gestern über hundertundzehn seemeilen in die richtige richtung. Es läuft alles im rahmen, der energieverbrauch ist hoch und somit muss der motor für zwei stunden laufen, um die batterien wieder zu füllen. Heute ist es bewölkt, achterlicher wind, also kein windgenerator und wenig solarmoduleintrag. Aber ab heute ist die entfernung zum ziel nur noch dreistellig.
Meine beschwerden der brust wandern auch zu den seiten aus. Vorsichtiges bewegen vermindert den schmerz. Der kühlschrank wird leerer, gestern ging ein achthundert gramm block von käse über bord. Er schimmelte schon in der eingeschweißten verpackung. Dabei kann Südafrika gute agrarprodukte herstellen. Alles an obst und gemüse ist noch einwandfrei, nach über zwei wochen seit dem kauf.
Tag13 auf see
War gut. Der achterliche wind, den ich nicht mag, hat jeden tag über hundert meilen gebracht. Der motor muss fast jeden tag zwei stunden laufen, um den energiekonsum zu kompensieren. In ein paar tagen ist der kühlschrank leer und es beginnt die zeit der trockenen lebensmittel in kombination mit den konserven,
Die schmerzen in der brust und den rippen lassen nach, für mich ein gutes zeichen. Da ich außerhalb der schifffahrtsrouten bin, gibt es in der nacht auch keinen alarm. Die sonne scheint gerade und in der plicht ist es sich gut auszuhalten. Es könnte schlimmer sein.
Tag14 auf see
Alles wie gehabt. Die nacht war ohne störungen, der wind war seit vier tagen konstant. Die segel habe ich auch nicht in dieser zeit verändert. Heute hat der wind dann doch die richtung geändert, also zur anderen seite das tuch schifften und es geht weiter. Die letzten vier tage waren auch in den seemeilen, über vierhundert in die zielrichtung, großartig. Das wetter ist bedeckt, aber warm und noch trocken. Außerdem habe ich schon die hälfte der strecke gemacht, auch schön und gut.
Tag15 auf see
Es passiert sehr wenig. Der wind hat nachgelassen, bis heute waren es nur etwas über siebzig meilen. Ich will nicht jammern, alles nettomeilen. In der nacht bin ich nur einmal wachgeworden, draußen gab es zwei wellenrichtungen und im schiff klapperte das geschirr.
Die rippenproblematik zieht auch langsam ab, gut so. Aber als neuen spaß habe ich mir einen fetten sonnenbrand auf der unterlippe zugezogen. Das tut auch weh und ist zudem noch blutig, selbst schuld.
Tag16 auf see
Das gleiche wie gestern, ein drei meilen tag. Der unterschied zu heute, gestern war das wasser blauer, heute eher türkis. Auch kann ich heute keine zehntausende von quallen im wasser sehen. Die segelrichtung ist noch immer gut, das etmal nicht berauschend. Und meine lippe schmerzt, zwei brandblasen, die erstmal wieder zuheilen müssen. Morgen könnte es besser oder anders werden. Es sind unter siebenhundert seemeilen zum etappenziel.
Tag17 auf see
Es hat sich einiges verändert. Gestern nachmittag habe ich ins das erste reff im groß umgetüdelt. Der erfolg war frust, keine geschwindigkeitserhöhung, nur wellen und flappende segel. Dazu kam am abend etwas mehr wind und die segelsystemgeometrie war weg. Vorsegel, großsegel, windsteuereung, alles verändert und ein lables gleichgewicht hergestellt. Am morgen dann ein südwestkurs, wieder vieles verändert mit mäßigem erfolg. Der wind hat dazu noch leicht gedreht, zieht er an, so geht es nach norden, nun denn.
Gestern nachmittag habe ich auch den ersten fliegenden fisch gesehen und heute morgen der erste gast an deck, so schnell kann es gehen. Zudem habe ich auch den kühlschrank gelöscht, der rest wird heute und morgen verspeist. Der energieverbrauch hat sich um die hälfte reduziert.
Tag18 auf see
Veränderungen sind oft gut. Gestern abend habe ich wieder in das zweite reff des großsegels gewechselt. Der druck nach luv war zu stark für die windsteuerung. Die drei parameter genua, groß und windsteuerung sind zu variieren und sie sind aufeinander abstimmbar. Die vierte einheit, das hauptruder, um etwas gegensteuern zu können, ist ausgefallen. Ein sauberer kurs war nicht möglich. Und heute morgen war es noch besser, gewitter mit wind um dreißig knoten, es lief recht gut. Zur zeit kommen große wellen von achtern und das schiff hat eine idee vom surfen. Somit ist das etmal fast hundert meilen netto.
Mein hämatom hat sich von blau auf gelblich geändert, die heilung schreitet voran. Der heftige sonnenbrand vor fünf, sechs tagen hat mir zudem erstmals den namen Rudolf gegeben. Sie hat sich schon gehäutet, und da ich seit zwei tagen wundsalbe auf meine unterlippe schmiere, geht der rest an die nase, es wird schon.
Zwei drittel der distanz habe ich auch schon geschafft, fehlt nur noch einmal eine flaute, um das hydrauliksystem zu entlüften, kommt schon.
Tag19 auf see
Alles wieder beim alten. Ich habe noch nie so einen konstanten wind gehabt, außer bei der ersten atlantiküberquerung. Aber das ist ein passatwind. Es läuft um vier bis fünf knoten, zeitweise mit sonne. Und das erste mal seit langem, dass es über hundert meilen am tag sind, netto!
Da es gut läuft, werde ich das system noch nicht entlüften, geht ja auch so. Und bis jetzt keine weiteren ausfälle, kann ja noch kommen.
Ich musste heute auch meine zeilen für die berechnung der meilen erweitern. Hatte mal wieder zu optimistisch gedacht und es sind noch über vierhundert meilen oder fünf tage, wenn es so weiter läuft.
Tag20 auf see
Der wind ist konstant, hat aber seit zwei tagen leicht gedreht. Somit ist viel vom westkurs in der route, noch nicht dramatisch. Heute abend werden es unter dreihundert meilen bis St.Helena sein.
Die rippen melden sich nicht mehr, das ist gut und die lippe bessert sich auch. Einen heißen kaffee aus dem becher trinken, ist aber noch immer eine herausforderung.
Das schiff macht vier bis fünf knoten und daher will ich noch nicht entlüften. Dafür muss das großsegel herunter, und das geht besser, wenn man in den wind geht. Nur wie, das schiff kann keine wende ohne hauptruder, und das spielt gerade nicht mit. Nur wenn es nicht soll. Im gleichgewichtssystem der windsteueranlage mit dem ruder geht dieses leider oft nach luv. Daher auch der westliche kurs.
Tag21 auf see
Sechzehnter Dezember, jahrestag. Und der erste besucher kam schon um null uhr und sieben minuten. Radaralarm, aufstehen, rechner anschalten, ais aktivieren und staunen. Es machte mich sehr nachdenklich, ein mittleres containerschiffin sechs meilen entfernung und mit einer geschwindigkeit von siebzehneinhalb knoten. Sein kurs war wie meiner, es will nach norden. Die frachtraten liegen ja auch gerade sehr hoch, hebel auf den tisch. Nur wenn es frontal gekommen wäre, ich mit fünf knoten gegen an, hätte ich ein problem. Zweiundzwanzig knoten durch drei, wachphasen des radars, macht mehr als sieben. Mein alarmradius ist aber sieben. Somit hätte es gerade vor der alarmzone sein können und zwanzig minuten später wäre es schon an mir dran. Somit vergrößere ich die zone heute wieder.
In der zweiten nachthälfte änderte sich der wind, kurs südwest. Somit habe ich am morgen wieder die segel geschifftet und fahre nach dem neuen grünen kurs richtung insel. Heute nachmittag laufe ich in das hoheitsgebiet der Briten ein.
Und eigentlich lief es die letzten zehn tage recht gut. Gesegelt habe ich neunhundertfünfundsechzig meilen, das nettoergebnis der roten linie sind achthundertneunzig meilen, da kann ich nicht meckern.
Tag22 auf see
Das war seit langem der beste morgen. Das erste mal seit abfahrt wache ich auf und das schiff fährt exakt den richtigen kurs. Zwar nur für kurze zeit, da es um einen mittelkurs pendelt, aber gut. Die letzten tage wachte ich mit einer abweichung von bis zu siebzig grad auf. Dafür war die nacht schlechter, vier fehlalarme und die zeitumstellung zu GMT hatte auch ihre auswirkung.
An deck habe ich drei fliegende fische und einen kleinen tintenfisch gefunden, der größte fang seit Südafrika. Wenn es so weiter läuft, kann ich morgen am tage Jamestown anlaufen. Nur ich brauche eigentlich noch einmal flaute, um die steuerung zu entlüften. Wenn man wind braucht, ist keiner da oder umgekehrt.
Das etmal hat wieder über hundert seemeilen erbracht. In hundertdreißig meilen bin ich fast am ziel, könnte knapp werden.
Tag23 auf see
Morgens vor sechs uhr bin ich aufgewacht. Das schiff war schnell, für eine sehr kurze zeit. Die entfernung beträgt noch um achtzig meilen, also wird das heute nichts. Ich muss mir beim kaffee jetzt einen plan ausdenken.
Gestern hätte ich gern wenig wind gebraucht, um die steuerung zu entlüften. Es war anstrengend bei wind und welle. Danach gab es dann das gewünschte, zu spät. Mein neuer wunsch ging nicht so recht in erfüllung, sechs knoten bis zum ziel.
Jetzt am frühen nachmittag habe ich den kurs in richtung nordwest leicht verändert. Der wind kommt aus südost und am abend werde ich die segel einholen. Dann werde ich treiben, hoffentlich in dieselbe richtung. Wenn allerdings der vollmond die nacht zum tag macht und nicht durch wolken verdunkelt wird, geht es zu den moorings.
Tag24 auf see und ankunft
Ich wollte unten links herum um die insel, das schiff rechts herum. Um mitternacht nach der ersten schlafphase waren wir noch nicht weit gedriftet. Am morgen war es nicht besser, aber kaum noch wind. Rechtsherum war kürzer und Mr.Perkins musste sowieso die batterien laden. Der autopilot konnte gerade noch zum mooringfeld steuern, von außen sah man das geeiere. Um halbelf war ich an einer mooring fest und minuten später wurde ich erstmal auf deutsch angesprochen. Auch merkwürdig nach über drei wochen. Jetzt fehlt nur noch der covididiotentest, zoll, immigration, hafenmeister, aber nicht am wochenende und heute ist sonntag.
Fazit dieser reise: das abfahren ist spannend und es kann fast alles geplant werden. Auf see ist alles wieder neu, handgriffe müssen wieder aus der versenkung geholt werden.
Dann die zeit auf see ist sorglos, die natur ist nicht gefährlich, solange die küste fern ist. Andere schiffe sind zu meiden.
Am ende ist die ankunft. Es ist ungewiss und anstrengend. Wenn es keine punktlandung ist, wie in diesen fall, warte ich auf dem meer ab. Unbekanntes terrain begehe ich nur bei tageslicht.
Für die siebzehnhundert meilen habe ich knapp über zweitausend gefahren, das ist recht gut. Liegt aber auch am konstanten wind der letzten vierzehn tage. Die benötigte zeit ist aber zu lange. Nur wenn man mit kleiner besegelung fährt, damit die windsteueranlage bei nicht ausbalancierten segeln noch den kurs halten kann, ist das auch ok.
Erste eindrücke der insel: